Tuberkulose

PPI als neues Antibiotikum?

Forscher haben den Protonenpumpenhemmer Lansoprazol als Anti-TB-Medikament identifiziert.

Veröffentlicht:

KÖLN. Durch das Testen mehrerer hundert zugelassener Medikamente haben Wissenschaftler der Universitätsklinik Köln und der Schweizer Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne ein neues Antibiotikum gegen Tuberkulose entdeckt: den Protonenpumpeninhibitor (PPI) Lansoprazol (Nat Commun 2015; online 7. Juli).

Er weist eine spezifische Aktivität gegen multiresistente Tuberkulose-Bakterien auf, heißt es in einer Mitteilung der Uniklinik Köln.

Das internationale Forscherteam hatte eine effiziente Hochdurchsatz-Screening-Methode entwickelt, die auf der Nutzung von Lungenzellen basiert.

Diese werden mit Mycobacterium tuberculosis infiziert und gleichzeitig mit dem zu testenden Wirkstoff versehen. Überleben die Lungenzellen drei Tage in der Kultur, sei der eingesetzte Wirkstoff gegen M. tuberculosis wirksam.

Mit dieser maßgeschneiderten "intrazellulären" Methode testeten die Wissenschaftler eine große Gruppe von zugelassenen Medikamenten und identifizierten Lansoprazol als Substanz mit potenzieller Wirksamkeit gegen Tuberkulose-Bakterien, heißt es in der Mitteilung.

Der Wirkstoff funktioniere allerdings nur, wenn sich die Bakterien innerhalb von Lungenzellen oder Leukozyten befinden. Die Forscher untersuchten den zugrunde liegenden Mechanismus der intrazellulären Anti-Tuberkulose-Aktivität von Lansoprazol und konnten zeigen, dass das Medikament von den menschlichen Zellen zunächst in ein aktives Stoffwechselprodukt umgewandelt werden muss, bevor es die Bakterien töten kann.

Dieser Lansoprazol-Metabolit hemmt die Aktivität eines Enzyms, das von entscheidender Bedeutung für die Energiegewinnung des Bakteriums ist. Die Arbeit wurden teilweise durch Forschungsgelder des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert.

Allein im Jahr 2013 verursachte M. tuberculosis 1,5 Millionen Tote und fast neun Millionen Neuinfektionen. (eb)

Mehr zum Thema

Multiresistente Tuberkulose

„Spannende Zeiten“ in der Tuberkulose-Therapie

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen