Infektion mit Vogelgrippe-Virus verursacht oft auch Durchfall

NEU-ISENBURG (run). Noch ist die Gefahr gering, daß das H5N1-Vogelgrippe-Virus auch in Deutschland auftritt. Virologen fordern dennoch eine erhöhte Aufmerksamkeit auf mögliche Symptome einer Infektion bei Menschen.

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Aus den Erkrankungsfällen in Asien sei bekannt, daß eine Infektion mit dem Virus-Subtyp H5N1 besonders heftig verläuft, sagte Professor Hans-Wilhelm Doerr aus Frankfurt am Main zur "Ärzte Zeitung".

Über die Hälfte der Betroffenen ist daran gestorben. Die Anzeichen der Vogelgrippe treten bei Menschen zwei bis 14 Tage nach der Infektion auf und ähneln denen der gewöhnlichen Grippe mit hohem Fieber, Atemnot, Husten und Halsschmerzen. Häufig trete bei der Vogelgrippe auch Durchfall auf, so der Virologe.

Im Verdachtsfall, vor allem bei Mitarbeitern aus Geflügelbetrieben, gesichertem Kontakt mit Federvieh oder Asienreisenden, könnten dann aus einem Rachen- oder Nasenabstrich eventuell vorliegende H5N1-Viren sicher im Labor nachgewiesen werden.

Zur Therapie im Frühstadium der Erkrankung stehen derzeit die beiden Neuraminidasehemmer Zanamivir (Relenza®) und Oseltamivir (Tamiflu®) zur Verfügung. Diese beiden Mittel werden auch generell bei Geflügelpest-Ausbrüchen zur Prophylaxe bei den Mitarbeitern betroffener Betriebe und bei Tierärzten angewendet, wie Professor Hans-Dieter Klenk vom Institut für Virologie in Marburg erinnert.

Eine Impfung zum Schutz vor der Vogelgrippe gibt es für Menschen derzeit nicht. Mehrere Pharmaunternehmen sind allerdings mit der Erforschung einer Vakzine für Menschen intensiv beschäftigt, um im Falle einer Pandemie schnell schützen zu können.

Lediglich für Vögel wurde jetzt eine Vakzine vom Friedrich-Löffler-Institut entwickelt. Allerdings kann das Risiko, daß sich ein neues pandemisches Virus entwickelt, durch eine hohe Durchimpfungsrate mit dem saisonalen Grippe-Impfstoff verringert werden.

Da aber die Gefahr, daß so ein pandemischer Stamm entstehe, um so größer ist, je mehr Kontakte es zwischen Menschen und Tieren gibt, schätzt Klenk das Risiko, daß eine Pandemie in Südostasien beginnt, höher ein als in Europa. Sein Fazit: "Insgesamt ist die Situation schon beunruhigend.

Hier ist vor allem im landwirtschaftlichen Bereich der Grund zu Sorge berechtigt. Und bei denen, die in diesem Bereich arbeiten, ist auch eine gesteigerte Aufmerksamkeit dringend erforderlich. Für die übrige Bevölkerung besteht bei der üblichen Zubereitung von Geflügel und auch von Eiern hingegen keine Gefahr einer Infektion."

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Chronologie der Vogelgrippe

Seit mehr als 100 Jahren sind Influenza-A-Viren als Auslöser der Vogelgrippe bekannt, darunter auch der Typ H5N1.

  • 1997: Erstmals infizieren sich Menschen mit dem Vogelgrippe-Virus und erkranken daran. 18 Menschen in Hongkong stecken sich an, sechs Infizierte sterben an den Folgen der Erkrankung.
  • Februar 2003: Erneut infizieren sich Menschen in China mit dem Virus, ein Vater und seine beiden Kinder. Eines der beiden Kinder überlebt.
  • Dezember 2003: Erstmals in Vietnam erkrankt ein zwölfjähriges Mädchen und stirbt innerhalb von einer Woche.
  • Januar 2004: Erstmals in Thailand infiziert sich ein siebenjähriger Junge und stirbt vier Wochen später.
  • Januar 2004: Bei zwei Geschwistern wird vermutet, daß die Ansteckung erstmals von Mensch zu Mensch erfolgt ist. Eine solche Virusübertragung wurde bisher nicht bestätigt.
  • Juli 2005: Das Vogelgrippe-Virus wird in China bei Zugvögeln (Wildgänsen) entdeckt.
  • Juli 2005: Das Vogelgrippe-Virus taucht in Rußland und Kasachstan auf.
  • 5. August 2005: Insgesamt wurde der Weltgesundheitsorganisation bis zu diesem Zeitpunkt die Infektion mit dem Vogelgrippe-Virus bei 112 Menschen in Thailand, Vietnam, Indonesien und Kambodscha gemeldet. 57 Infizierte sind an den Folgen der Erkrankung bislang gestorben.  
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