H5N1 bei Puten in Deutschland - Rätselraten um Infektionsweg

NEU-ISENBURG (grue / gwa). Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems hat bestätigt, daß es sich bei H5N1-Vogelgrippeviren, die vor zwei Tagen bei Zuchtgeflügel in Sachsen gefunden worden waren, um den Typ Asia handelt. Jetzt wird untersucht, wie sich die Tiere infizieren konnten. Nach wie vor sind Menschen nicht gefährdet, die keinen engen Kontakt mit Geflügel haben. Von gegartem Geflügelfleisch und hartgekochten Eiern geht keine Infektionsgefahr aus.

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Wie konnten sich die Tiere in dem Zuchtbetrieb infizieren? Nach Angaben des Landratsamtes Muldentalkreis waren die Puten ständig im Stall. Nur die etwa 5000 Gänse des Betriebs durften zeitweise ins Freie. Dafür habe es Auflagen gegeben, etwa die Überdachung des Freigeheges. Derzeit gehen Spezialisten davon aus, daß die Viren durch Wildvögel eingeschleppt wurden.

In der Nähe des Betriebs wurde ein toter Schwan gefunden

Bislang sind in Sachsen noch keine Wildvögel gefunden worden, die mit H5N1 infiziert waren. Am Mittwoch abend wurde allerdings in der Nähe des Betriebes ein toter Schwan entdeckt, der jetzt untersucht wird. Das Ergebnis der Untersuchung auf H5N1 wird für heute erwartet. Einsatzkräfte suchen in der Drei-Kilometer-Sperrzone um den Geflügelbetrieb nach weiteren toten Vögeln.

In der Drei-Kilometer-Sperrzone darf in den nächsten drei Wochen kein Geflügel auf öffentlichen Straßen befördert werden, es dürfen in dieser Zeit auch keine Geflügelprodukte nach draußen gelangen. Geflügelfleisch, das in den vergangenen zwei Wochen von dem betroffenen Betrieb ausgeliefert wurde, wird zurückgeholt. Das teilte der sächsische Krisenstab gestern in Dresden mit.

In dem Drei-Kilometer-Sperrbezirk werden jetzt noch weitere 14 000 Tiere getötet. Das teilte ein Sprecher des Krisenstabes mit. Etwa 90 Betriebe, die sich in dem Sperrbezirk befinden, sind betroffen.

Die etwa 16 000 Puten, Gänse und Hühner des befallenen Betriebs werden seit Mittwoch abend gekeult. Die Mitarbeiter, die die Tiere töten, werden prophylaktisch mit Medikamenten behandelt.

Die Vorsitzende des Bundestags-Verbraucherausschusses, Bärbel Höhn (Grüne), fordert eine "umfassende Impfstrategie".

Bislang ist eine Impfung von Federvieh in Deutschland verboten. Der Grund ist: Auch geimpfte Vögel können infiziert werden. Sie erkranken dann zwar nicht, können die Viren aber verbreiten. Außerdem kann man bislang geimpfte von ungeimpftem, infizierten Geflügel nicht unterscheiden, da in beiden Fällen Antikörper nachweisbar sind. Man könne geimpfte Tiere kennzeichnen, hält Höhn dagegen. So könne die Ausbreitung von H5N1 eingedämmt werden.

Spezialisten des FLI und andere Forscher wollen einen Impfstoff mit einem Marker entwickeln. Mit Hilfe dieses Markers soll man geimpfte von nicht geimpften Tieren unterscheiden können. Es wird aber voraussichtlich drei Jahre dauern, bis der Impfstoff auf dem Markt ist, so die Einschätzung des FLI.

Auch nach dem ersten Befall einer Geflügelfarm in Deutschland mit Vogelgrippeviren gilt: H5NI ist nur für Vögel hochpathogen und führt bei Geflügel nach Ansteckung innerhalb von zwei Tagen zum Tod.

Von Geflügelfleisch geht keine Gefahr aus. "Wir setzen allerdings voraus, daß Geflügelfleisch ausreichend erhitzt wird und empfehlen außerdem, Hühnereier zu kochen." Darauf wies Professor Thomas Mettenleiter, der die Bundesforschungsanstalt für Tiergesundheit auf Riems leitet, kürzlich bei einer Veranstaltung in der Tierärztlichen Hochschule Hannover hin.

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