Kinder

Risiko für Typ-1-Diabetes lässt sich offenbar wegspielen

Ein familiäres Risiko für Typ-1-Diabetes lässt sich in jungen Jahren offenbar durch Bewegung reduzieren. Hinweise darauf fanden Forscher in einer Studie mit 234 Risikokindern.

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MÜNCHEN. Auch Kinder mit einem erstgradigen Verwandten mit Typ-1- oder Gestationsdiabetes können ihre Insulinsensitivität durch Bewegung verbessern. Somit ist Bewegung nicht nur bei Kindern mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes eine sinnvolle Präventionsstrategie, berichten Forscher des Helmholtz Zentrums München über entsprechende Ergebnissen ihrer Studie (Diabetic Medicine 2018; online 22. September).

In der Regel haben Kinder und Jugendliche mit einem erstgradig verwandten Typ-1-Diabetespatienten in der Familie im Verlauf des Lebens ein erhöhtes Risiko für Übergewicht, Fettleibigkeit und dadurch auch für eine Insulinresistenz, berichtet das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung, zu dem das Helmholtz Zentrum gehört, in einer Mitteilung.

"Bislang war aber unklar, ob sich dieses Risiko, ähnlich wie bei Ty-2, durch körperliche Aktivität verringern lässt", erklärt Privatdozent Dr. Andreas Beyerlein.

Der Statistiker und Epidemiologe an dem Zentrum hat die Studie geleitet, und zwar zusammen mit Professor Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des dortigen Instituts für Diabetesforschung (IDF).

Bessere Testresultate bei körperlich aktiven Risikokindern

Die Autoren haben für die Studie Daten von 234 Kindern im Alter von durchschnittlich zehn Jahren analysiert. Alle hatten mindestens einen erstgradigen Verwandten mit entweder Typ-1- oder Gestationsdiabetes.

Die Wissenschaftler erhoben zudem stoffwechselbezogene Daten sowie Daten zu Entzündungsmarkern (Zytokine) im Blut und außerdem Angaben zur körperlichen Aktivität der Kinder.

Zudem wurde ein oraler Glukose-Toleranz-Test mit 75 Gramm Glukose oder mit einer besser verträglichen Mischung aus kurzkettigen Kohlenhydraten – gelöst in Wasser – durchgeführt: Blutzuckerwerte nüchtern sowie zwei Stunden nach dem Trinken geben dabei Auskunft darüber, wie gut der Stoffwechsel mit den zugeführten großen Mengen Zucker zurechtkommt.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass moderate bis starke körperliche Aktivität der Risikokinder mit besseren Testresultaten einhergingen", wird Erstautorin Kathrin Ungethüm vom IDF in der Mitteilung zitiert. "Zum einen wurde der zugeführte Zucker schneller wieder abgebaut. Zum anderen wiesen die aktiveren Kinder auch niedrigere Insulin- und C-Peptid-Spiegel auf."

Die Forscher werten es als gutes Zeichen, dass der Körper mit dem vorhandenen Hormon in der Lage ist, den Zucker zu verstoffwechseln.

Sport könnte als Therapie bei Typ-1-Diabetes hilfreich sein

Wären die Werte für das Insulin und das gleichzeitig freigesetzte C-Peptid erhöht, ließe das darauf schließen, dass der Stoffwechsel überfordert ist und versucht, das durch erhöhte Hormonmengen auszugleichen. Vor allem konnten die Autoren zeigen, dass sich die Insulinsensitivität durch körperliche Aktivität signifikant verbesserte.

Das könne indirekt bedeuten, dass Sport als Therapie auch bei Typ-1-Diabetes hilfreich sein könnte und die Betazellen entlastet. Keine Zusammenhänge ergaben sich hingegen für den Body-Mass-Index, den Blutdruck oder die Entzündungsbotenstoffe.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass Bewegung sich auch bei Kindern mit einer genetischen Vorbelastung für Typ-1-Diabetes sehr positiv auf den Stoffwechsel auswirkt", erklärt Studienleiterin Ziegler. "Aus diesem und vielen anderen Gründen könnte es sich also durchaus lohnen, hin und wieder das Smartphone zur Seite zu legen und gemeinsam vor die Tür zum Spielen zu gehen." (eb/eis)

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