Entwicklungsstörungen

Hat Autismus etwas mit Testosteron zu tun?

Forscher finden eine mögliche Erklärung für ein höheres Autismus-Risiko bei Jungen.

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Gender-Gap: Autismus ist bei Jungen viermal häufiger als bei Mädchen.

Gender-Gap: Autismus ist bei Jungen viermal häufiger als bei Mädchen.

© Tyron Molteni / stock.adobe.com

HEIDELBERG. Autismus tritt bekanntlich viermal häufiger bei Jungen als bei Mädchen auf. Wissenschaftler haben dafür nun eine mögliche Erklärung gefunden, teilt das Uniklinikum Heidelberg mit.

Ihre Untersuchungen an menschlichen Zellen und Gehirnbereichen von Mäusen zeigten, dass Testosteron in der Zeit vor und nach der Geburt bestimmte Risiko-Gene im Gehirn deutlich stärker aktiviert (Front Mol Neurosci 2018; online 25. September und online 19. Juli).

Bisher war nur bekannt, dass Defekte in diesen sogenannten SHANK-Genen ein starker Risikofaktor für das Auftreten von Autismus sind. Die neuen Ergebnisse lassen nun darauf schließen, dass sich diese Gendefekte möglicherweise stärker auf das Gehirn männlicher als weiblicher Individuen auswirken.

Für ihre Studie verwendete das Team eine Zellkultur aus Neuroblastomen als Modell für sich entwickelnde Nervenzellen.

Höhere Mengen an Shank-Proteinen bei männlichen Mäusen

Die Wissenschaftler entdeckten in diesen Zellen, dass die Aktivierung der SHANK-Gene von der Bindung des Testosterons an einen Androgen-Rezeptor abhängt. Wurde dieser Rezeptor blockiert, entfiel die starke Aktivierung der Risiko-Gene.

„Das konnten wir bei Untersuchungen an Gehirnbereichen junger Mäuse, bei denen dieser Androgen-Rezeptor nicht gebildet wird, bestätigen: Bei ihnen wurden diese Gene deutlich schwächer aktiviert als bei Kontroll-Tieren mit intakten Rezeptoren“, so eine der Autoren Dr. Simone Berkel in der Mitteilung des Uniklinikums.

Die Forscher untersuchten zudem die Shank-Proteinmenge im Gehirn junger männlicher und weiblicher Mäuse vor und nach der Geburt. Bei männlichen Tieren, fanden sich auch deutlich höhere Mengen an Shank-Proteinen als bei weiblichen Tieren.

„Wir gehen davon aus, dass die größere Menge an Shank-Protein im männlichen Gehirn die ,Durchschlagskraft´ von Defekten in den SHANK-Genen erhöhen und daher zu einem höheren Autismus-Risiko führen“, wird Seniorautorin Professor Gudrun Rappold in der Mitteilung der Uniklinik zitiert. (eb)

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