HINTERGRUND

Eine Option für Patienten mit Lebermetastasen - minimal-invasive Lasertherapie statt Operation

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

Treten bei Tumorkranken Lebermetastasen auf, wird die Prognose der Patienten meist als schlecht eingeschätzt. Mit einer schonenden Laser-Therapie ist es dem Frankfurter Radiologen Professor Thomas Vogl gelungen, seinen Patienten ähnliche Überlebenszeiten zu sichern wie mit offen-chirurgischer Therapie.

Dies ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil viele Patienten mit Lebermetastasen, etwa bei Darm- oder Brustkrebs, gar nicht mehr operationsfähig sind oder eine Chemotherapie nicht erfolgversprechend ist. Mehr als 1300 Patienten hat Vogl von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main mit der Laser-induzierten Interstitiellen Thermotherapie (LITT) behandelt.

Dabei werden unter Lokalanästhesie die bis zu 5 cm großen Leberherde punktiert. Dann wird über einen 1 mm dünnen Katheter eine Glasfasersonde in die Metastase geschoben und Laserlicht appliziert (wie berichtet). So werden die Herde samt eines 1 cm breiten Sicherheitssaumes von innen durch Hitze zerstört. Die Geräte werden von Trumpf Medizin Systeme in Umkirch bei Freiburg angeboten.

Mit MRT können Therapie und Verlauf gut beurteilt werden

Außer der minimalen Invasivität des Eingriffs ist die komplette und sichere Verlaufskontrolle per Magnetresonanz-Tomographie (MRT) ein entscheidender Vorteil der LITT. Im Vergleich zur ebenfalls minimalinvasiven Radiofrequenz-Ablation gebe es nach LITT im Kontroll-MRT keine Bildartefakte, sagte Vogl.

Eine Analyse der bisherigen Krankheitsverläufe ergab, daß mit der LITT eine mittlere Fünfjahres-Überlebenszeit von 30 Prozent erreicht werden kann. Für die offen-chirurgische Metastasen-Resektion werden Fünfjahres-Überlebensraten zwischen 25 und 38 Prozent angegeben. "Wir haben Patienten, die wir vor acht oder zehn Jahren behandelt haben und die heute tumorfrei leben", so Vogl.

Sind die Metastasen zu groß, oder gibt es Verwachsungen, die das Risiko von Verletzungen etwa des Darms bei der Punktion erhöhen, kann LITT auch in Narkose offen-chirurgisch unter Sonographie-Kontrolle angewandt werden (C-LITT). Eine weitere Möglichkeit bei zu großen Metastasen ist die lokale Applikation von Zytostatika. Diese werden über einen Katheter in die Metastasen-Arterie gespritzt. Hat sich die Metastase nach einigen Wochen verkleinert, kann Laser angewandt werden.

LITT eignet sich auch für Lungen- oder Weichteiltumoren

LITT ist damit eine Therapie-Alternative für Patienten, für die es bislang keine Therapie-Optionen mehr gab, oder wenn Patienten eine Op oder Chemotherapie ablehnen. LITT ist auch bei Lungen- oder Weichteiltumoren sowie Lymphknotenmetastasen in der Kopf-Halsregion, im Oberbauch oder im Peritoneum geeignet. Die Methode wird außer in Frankfurt am Main etwa auch an der Charité in Berlin, der Uni Krefeld oder am Klinikum Greifswald angeboten.



STICHWORT

Op ist noch Standard bei Lebermetastasen

Weil die Leber Filter und Bindeglied zwischen portalem und kavalem Blutkreislauf ist, metastasieren viele Primärtumoren häufig in die Leber. Bei bis zu 80 Prozent der Patienten könne eine hepatische Metastasierung erwartet werden, besonders nach kolorektalen Tumoren oder bei Brustkrebs, so Professor Thomas Vogl aus Frankfurt am Main. Die Lebermetastasierung ist ein wichtiger Faktor, der die Prognose wesentlich bestimmt. Unbehandelt überleben Betroffene oft nur wenige Monate. Therapeutischer Standard ist die offen-chirurgische Resektion. Alternativ werden außer der Laser-induzierten Thermotherapie (LITT) auch Verfahren wie Radiofrequenz-Ablation oder Kryotherapie praktiziert. (ner)

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