Gegen Krebs sind Ärzte längst nicht mehr machtlos

Bei Krebs lassen sich mit der Therapie, frühzeitig begonnen, inzwischen viele Patienten heilen. In der zweiten Folge unserer Serie geht es heute deshalb um die Erfolge bei Erwachsenen und Kindern. Ein Waggon der Wanderausstellung „Der Europäische Zug gegen Krebs“ ist den Therapie-Optionen gewidmet.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 350 000 Menschen an Krebs. Mehr als 200 000 von ihnen sterben pro Jahr an den Folgen. Besiegt ist Krebs noch lange nicht. Das sollte aber nicht entmutigen, denn es hat in den vergangenen Jahren mehr und mehr Erfolge gegeben. Mit den Behandlungsmöglichkeiten, die immer effizienter werden, ist es inzwischen zum Beispiel gelungen, im Zusammenspiel mit der frühzeitigen Diagnose mehr als 50 Prozent der Frauen mit Krebs zu heilen. Bei Kindern gelingt dies schon bei 75 Prozent der Krebskranken.

"Behandeln" - das ist das Motto eines der fünf Waggons des "Europäischen Zuges gegen Krebs", der heute und morgen - wie berichtet - in Hamburg-Altona steht. Diese Wanderausstellung ist eine Initiative des Pharma-Unternehmens Aventis. Deutsche Partner sind unter anderen die "Ärzte Zeitung" und die Deutsche Krebsgesellschaft.

Patienten mit Morbus Hodgkin sind heilbar

Schon seit einiger Zeit wissen Onkologen, daß die Krebstherapie sehr effektiv sein kann. Die Chancen, mit oder nach einer Krebserkrankung ein hohes Alter zu erreichen, werden immer besser. Beispiele dafür, daß auch Krebspatienten im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung heilbar sind, sind jene mit Morbus Hodgkin, Kinder mit akuter lymphatischer Leukämie, Patienten mit Promyelozytenleukämie oder Hodentumoren.

Sehr gute Daten gibt es zum Morbus Hodgkin, weil in Deutschland fast alle Patienten in Studien aufgenommen werden und nach ganz klaren Protokollen behandelt werden, wie Professor Volker Diehl von der Hodgkin-Studiengruppe sagt. Die Heilungsrate lag hier Ende der 70er Jahre noch bei 30 bis 40 Prozent, heute liegt sie dagegen über 90 Prozent.

Ähnlich gute Heilungsraten gibt es auch bei Patienten mit Hodentumoren, die bei Männern zwischen 20 und 40 Jahren die häufigste Krebserkrankung ist. Prominenter Beleg für den Erfolg der Therapie ist der Radrenn-Profi Lance Armstrong, dessen Hodentumor-Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose bereits in Gehirn und Lunge metastasiert war. Fast alle Patienten mit einem solchen Tumor in frühen Stadien werden inzwischen geheilt.

Onkologen gehen davon aus, daß sich von den bis zu 400 000 in Deutschland jedes Jahr neu diagnostizierten bösartigen Tumoren etwa 50 Prozent noch in frühen, lokal begrenzten Stadien befinden. Mit Hilfe der lokalen Therapie, primär durch eine Operation, gegebenenfalls kombiniert mit einer Bestrahlung und je nach Risikoprofil mit einer Chemo- und Hormontherapie, sind fast 80 Prozent der Patienten heilbar.

Bei bis zu 40 Prozent der übrigen Krebspatienten mit neu diagnostizierter Erkrankung können Onkologen durch eine systemische Chemotherapie zumindest erreichen, daß sich der Tumor vorübergehend zurückbildet und sich das Überleben der Patienten signifikant verlängert, wie dies bei Patienten mit Prostata-Ca, Brustkrebs, chronischer Leukämie und Weichteilsarkomen möglich geworden ist.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate lag bei Jugendlichen und junge Erwachsenen mit Krebs in den 60er Jahren durchschnittlich noch bei 10 bis 20 Prozent. Bis in die 90er Jahre stieg sie auf 70 bis 80 Prozent. In der Bundesrepublik leben inzwischen mehr als 30 000 Jugendliche und junge Erwachsene nach Behandlung einer Krebserkrankung im Kindesalter.

Nur bei etwa 10 bis 20 Prozent aller generalisierten Krebserkrankungen kann der Verlauf durch spezifische Behandlungen nicht beeinflußt werden. Dazu gehören unter anderem das Nierenzellkarzinom, das Leberkarzinom und primäre ZNS-Tumoren.

Patienten profitieren von verbesserter Strahlentherapie

Daß es spürbare Erfolge in der Therapie bei Krebs gibt und weiter geben wird, ist zum einen den Verbesserungen in der Anwendung etablierter Chemotherapeutika und der Strahlentherapie - etwa durch die intensitätsmodulierte Strahlentherapie IMRT - zu verdanken. Zum anderen hat die moderne molekularbiologische Krebsforschung dazu beigetragen, daß neue Angriffspunkte für Therapeutika entdeckt wurden.

Dazu gehören zum Beispiel wichtige Schaltstellen in der Signalkaskade von der Zelloberfläche ins Zellinnere, etwa die Tyrosinkinase. Aber auch der Einfluß auf genetischer Ebene wird immer besser möglich, etwa durch Antisense-Moleküle. Für ein solches Präparat des Unternehmens (Oblimersen, Genasense®) ist vor kurzem in den USA die Zulassung zur Erstlinien-Therapie bei Hautkrebs beantragt worden. Nicht zuletzt der gezielte Eingriff in die Zellteilung hat eine verbesserte Krebstherapie möglich gemacht, etwa mit Taxanen wie Docetaxel (Taxotere®) bei Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchialkarzinom oder Brustkrebs.

Weitere Infos zum Zug unter http://www.zuggegenkrebs.com

Lesen Sie dazu auch: Aufklärung im Zugabteil mit vielen Infos und DNA-Modellen

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