Viele Krebspatienten nutzen auch komplementärmedizinische Verfahren

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Etwa 70 Prozent der Bevölkerung in Deutschland nutzen regelmäßig Naturheilmittel und haben positive Erfahrungen mit komplementärmedizinischen Methoden, wie der Berliner Gesundheitsökonom Professor Stefan Willich von der Charité sagt. Auch viele Krebspatienten wollen auf diese Therapiemöglichkeiten nicht verzichten.

Zu den komplementären Therapieverfahren zählen an die Krebserkrankung angepaßte Ernährung, Sport und Entspannungsverfahren ebenso wie die Behandlung mit Präparaten aus Mistelextrakten, mit Antioxidantien, Vitaminen, Mineralien, Präparate aus tierischen und pflanzlichen Enzymen sowie Extrakte aus der Thymusdrüse.

Daß eine Substitution von Vitaminen und Spurenelementen bei Krebspatienten sinnvoll ist, haben mehrere Studien belegt. Die Substitution kann den durch die Tumortherapie hervorgerufenen Mangel an Vitaminen und Spurenelementen ausgleichen, wie der Onkologe Professor Josef Beuth aus Köln sagt.

Weil in der Folge einer Krebsttherapie mit einer Strahlen- und Chemotherapie ein großer Bedarf an Vitaminen und Spurenelementen besteht, empfehlen Dr. Matthias Rostock von der Klinik für Tumorbiologie in Freiburg zufolge viele Ärzte die Nahrungsergänzung mit Antioxidantien.

Unklar sei derzeit noch, ob sie zusätzlich zur Strahlen- und Chemotherapie verabreicht werden sollten oder erst nach der Krebstherapie. Noch gebe es nicht ausreichend wissenschaftliche Untersuchungen dazu.

Nicht zuletzt nutzen Krebskranke Phytotherapeutika, die Homöopathie, die Anthroposophie und die traditionelle chinesische Medizin als Ergänzung zur schulmedizinischen Krebstherapie.

Mistelextrakte sind nach Angaben von Rostock in Deutschland die meist verordneten komplementären Medikamente in der Krebsmedizin. "Bei Tumorerkrankungen werden sie in der Regel zwei- bis dreimal wöchentlich unter die Haut gespritzt", so Rostock. Präparate der phytotherapeutischen Richtung würden in stets gleicher Dosierung verabreicht, Mittel der anthroposophischen Therapierichtung dagegen ansteigend dosiert.

Seit mehr als 85 Jahren werden Mistelpräparate in der Onkologie genutzt. Sie dienen primär nicht der direkten Tumorhemmung oder -reduktion, sondern der Verbesserung der Lebensqualität, der Verringerung tumorbedingter Beschwerden und der unerwünschten Wirkung einer Chemo- oder Strahlentherapie.

Es gibt aber auch Hinweise, daß etwa standardisierter, fermentierter Mistelextrakt bei Patienten mit primärem Melanom einen Überlebensvorteil bieten könnte (Arzneim. Forsch./Drug Res. 55, 2005, 38). (ple)

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