Supportivtherapie macht die Behandlung verträglicher

Chemo- und Strahlentherapie belasten Krebspatienten vor allem durch Übelkeit und Erbrechen. Für die Antiemesis gibt es inzwischen eine breite Palette an Medikamenten. Bisher vernachlässigt wurde die antianämische Therapie. Aber auch dagegen gibt es wirksame Mittel.

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Was Krebspatienten mit am meisten fürchten, das ist die Übelkeit und das Erbrechen im Zusammenhang mit der Chemotherapie und der Bestrahlung. Wesentlicher Bestandteil der Krebsbehandlung ist deshalb die antiemetische Therapie.

Von Chemotherapie-induzierter Nausea und Emesis sind vor allem Patienten, die jünger als 35 Jahre sind, sowie Frauen betroffen, wie Professor Petra Feyer aus Berlin sagt. Außerdem ist bei einem hochaggressiven Tumor, durch ein spätes Krankheitsstadium und eine ausgedehnte Metastasierung das Risiko für Nausea und Emesis erhöht.

Onkologen unterscheiden dabei drei Formen: die akute, die verzögerte und die antizipatorische Emesis. Akut bedeutet, schon 24 Stunden nach Chemotherapiebeginn tritt Emesis auf. Verzögert bedeutet, Emesis tritt erst nach zwei bis fünf Tagen auf, typisch zum Beispiel nach einer Cisplatin-haltigen Chemotherapie.

Ist die Emesisprophylaxe unzureichend, kann es zu antizipatorischem Erbrechen und Nausea kommen: psychisch bedingtes, erlerntes Erbrechen und Nausea, ausgelöst etwa bereits durch den Medikamenten-Geschmack.

Der für das akute Chemotherapie-induzierte Erbrechen wichtigste Neurotransmitter ist Serotonin (5-Hydroxytryptamin, 5-HT), der für die Therapie wichtigste Rezeptor der 5-HT3-Rezeptor. Daher sind das Rückgrat einer antiemetischen Therapie die 5-HT3-Antagonisten, die meist mit einem Glukokortikoid kombiniert werden und parenteral oder oral verabreicht werden. Zur Verfügung stehen Dolasetron, Granisetron, Ondansetron, Tropisetron und Palonosetron.

Wichtigste Vertreter der antiemetisch wirksamen Dopamin-D2-Rezeptor-Blocker sind Metoclopramid und Alizaprid. Übelkeit und Erbrechen - auch antizipatorisches - läßt sich schließlich auch mit dem Neurokinin-1-Rezeptor-Antagonisten Aprepitant, ebenfalls kombiniert mit Dexamethason gut gegensteuern.

Ein bisher wenig beachtetes Phänomen ist, daß viele Krebspatienten anämisch sind, was sowohl Organfunktion als auch Lebensqualität, etwa durch Erschöpfung, beeinträchtigt. Belegt hat dies die europäische Studie ECAS (European Cancer Anaemia Survey), an der fast 15 000 Krebspatienten teilgenommen hatten.

Zwei von drei Patienten hatten eine Anämie bei Therapiebeginn, nur 40 Prozent wurden ausreichend dagegen behandelt. Anämie wurde definiert als ein Hb-Wert unter 12 g/dl. Durch die Krebsbehandlung wird eine Anämie weiter verstärkt.

Die europäische Krebsgesellschaft EORTC empfiehlt in aktuellen Richtlinien, spätestens ab einem Hb-Wert von 9 g/dl eine Therapie mit einem die Erythropoese stimulierenden Präparat zu starten. Zur Verfügung steht rekombinantes Erythropoetin (Epoetin) und Darbepoetin-alfa. Immerhin 80 bis 90 Prozent aller Tumorpatienten haben ein Fatigue-Syndrom, also eine ausgeprägte Erschöpfung.

Symptome des Syndroms, die sich nicht durch Ruhe bessern, sind allgemeine Müdigkeit oder Mattigkeit, leichte Ermüdbarkeit, verminderte geistige und körperliche Leistungsfähigkeit, Störungen der Konzentrations- und Merkfähigkeit sowie emotionale Labilität. Bei zwölf Prozent der Patienten ist die Erschöpfung so ausgeprägt, daß sie angeben, sterben zu wollen. (ple)

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