AOK schließt Vertrag mit Schwerionen-Zentrum

HEIDELBERG (mm). Um die Versorgung einer Gruppe von schwer krebskranken Patienten zu optimieren, hat jetzt auch die AOK Baden-Württemberg eine Vereinbarung mit dem Heidelberger Ionenstrahl-Therapie Centrum (HIT) geschlossen. Das Centrum wird Ende des Jahres in Betrieb genommen.

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"Damit müssen unsere Versicherten künftig nicht mehr in fernere Landesteile oder gar ins Ausland reisen", sagte AOK-Landeschef Dr. Rolf Hoberg in Stuttgart. Bereits im Sommer des vergangenen Jahres hatte der Verband der Angestellten-Krankenkassen VdAK mit dem HIT einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet.

Jährlich sollen 1300 Patienten im HIT behandelt werden

1000 bis 1300 Patienten sollen künftig jährlich im HIT mit Schwerionen und Protonen bestrahlt werden. Der Vorteil dieser Bestrahlungsformen liegt nach Angaben des HIT in der hohen Zielgenauigkeit und der Schonung des umliegenden Gewebes. Angewandt wird die Schwerionentherapie vor allem bei Patienten mit Knochen- und Knorpeltumoren, Tumoren der Schädelbasis und der Speicheldrüsen.

"Unsere Vereinbarung erfasst diejenigen Krebserkrankungen, die bereits erfolgreich behandelt werden und weitere Tumore, bei denen der Einsatz der Protonen- oder Schwerionentherapie erfolgversprechend ist", bestätigt auch Hoberg. Dazu gehörten zum Beispiel bestimmte Tumore, die im Kindesalter auftreten. Die Behandlung werde dabei immer von klinischen Studien begleitet, die eine hohe Qualität der Versorgung sicherstellen sollen.

Der Bau von Ionenstrahlzentren wie dem HIT in Heidelberg ist bundesweit nicht unumstritten. Kritiker, wie etwa auch der Gesundheitsökonom, Mediziner und SPD-Politiker Professor Karl Lauterbach sprechen von "Irrsinn" und beklagen fehlende Kosten-Nutzen-Analysen. Momentan sei die Behandlung von Patienten mit Protonenstrahlen etwa neunmal teurer als eine konventionelle Strahlentherapie. Tatsächlich liegt der Preis der Behandlung derzeit bei knapp 20  000 Euro pro Patient. Im Schnitt sind sind etwa 15 Bestrahlungen pro Patient und Behandlung notwendig.

Onkologen sind begeistert von den neuen Möglichkeiten

Die Onkologen in der Umgebung von Heidelberg sind allerdings begeistert über die neue Behandlungsmöglichkeit. "Bei den Krebsärzten herrscht Goldgräberstimmung, eine Protoneneuphorie sei ausgebrochen", meinte dazu bereits vor Monaten Dr. Peter Huber, Leiter der Strahlentherapie am Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Nach dem aktuellen Stand sei allerdings nur eine kleine Gruppe von Patienten für diese Therapie überhaupt geeignet.

Der Bau des Protonen- und Schwerionenzentrums kostet etwa 90 Millionen Euro. Davon entfallen etwa ein Drittel auf den Bau und zwei Drittel auf die neuartige Technik.

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