Bald neue Therapieoption bei Nierenzell-Ca

BERLIN (gvg). Das Medizinprodukte-Komitee der Europäischen Arzneimittelbehörde EMEA empfiehlt die Zulassung von Temsirolimus für die Erstlinien-Therapie bei fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom. Hersteller Wyeth erwartet die endgültige Zulassung für November.

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Schon seit Mai 2007 ist Temsirolimus (Torisel®) in den USA auf dem Markt. Grundlage für das positive Votum waren die Ergebnisse der ARCC*-Studie, einer randomisiert-kontrollierten Studie mit 626 Patienten: Temsirolimus (25 mg i.v. einmal pro Woche) verlängerte das mediane Überleben auf 10,9 Monate.

Patienten mit der Standardtherapie mit Interferon-alfa erreichten nur 7,3 Monate, ein statistisch hoch signifikanter Unterschied. Auch bei der Lebensqualität habe die neue Therapieoption Vorteile, so Professor Jan Roigas von der Klinik für Urologie der Charité Berlin beim Urologen-Kongress in Berlin. Vor allem schwere unerwünschte Wirkungen (Grad 3 und 4 von insgesamt vier Schweregraden) traten seltener auf.

"Das Besondere an der Studie war, dass nur Patienten mit ausgesprochen schlechter Prognose teilgenommen haben", so Roigas auf der von Wyeth unterstützten Veranstaltung. Sie mussten ein Nierenzell-Ca im Stadium IV haben und auch mindestens drei von sechs ungünstigen Prognosefaktoren, wie schlechter Allgemeinzustand, reduzierter Hämoglobinwert und multiple Metastasen.

Für Roigas wird Temsirolimus wegen der guten Studienergebnisse zur Therapie der ersten Wahl für bisher unbehandelte Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkarzinom und schlechter Prognose. "Die Substanz könnte aber in Zukunft durchaus auch bei anderen Indikationen ihren Stellenwert bekommen", so Professor Stephan Störkel vom Institut für Pathologie am Helios Klinikum Wuppertal. Denn Temsirolimus hemmt mit dem intrazellulären Signalprotein mTOR eine Zielstruktur, die unter anderem auch bei Patienten mit polyzystischen Nieren an der Krankheitsentstehung beteiligt ist.

*ARCC: A Global Trial for Advanced Renal Cell Carcinoma



STICHWORT

Enzymkomplex mTOR

Das Akronym mTOR steht für "mammalian target of rapamycin complex 1 kinase". Es ist ein Enzymkomplex jener Signalkaskade, die den normalen Zellzyklus und die Zellvermehrung steuert. In Tumorzellen ist der Enzymkomplex übermäßig aktiv. Durch Hemmung von mTOR werden jene Eiweißmoleküle nicht mehr synthetisiert, die für die Zellproliferation erforderlich sind. Zudem unterdrückt die mTOR-Hemmung die Metastasierung und induziert den programmierten Zelltod. (ple)

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