Vitaminpillen schützen Männer nicht vor Prostatakrebs

BOSTON/HOUSTON (mut). Erneut bestätigen zwei große Studien: Wer keinen Vitaminmangel hat, profitiert auch nicht von Vitaminpräparaten. So lässt sich mit Vitamin A, E oder Selen bei Männern weder das Risiko für Prostatakrebs noch für andere Tumoren senken.

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Wenn kein Vitaminmangel besteht, bringt die zusätzliche Einnahme von Vitaminpräparaten bezüglich der Krebsvorbeugung offenbar nichts.

Wenn kein Vitaminmangel besteht, bringt die zusätzliche Einnahme von Vitaminpräparaten bezüglich der Krebsvorbeugung offenbar nichts.

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Die jetzt in der Zeitschrift JAMA online veröffentlichten Studien gingen primär der Frage nach, ob sich ein Prostatakarzinom bei Männern durch Pillen mit Vitaminen und Spurenelementen verhindern lässt. In der Studie SELECT erhielten über 35 500 Männer im Alter von über 50 Jahren entweder täglich 200 µg Selen, 400  IU Vitamin E, beide Vitamine kombiniert oder nur Placebo. Die Männer sollten zwischen sieben und zwölf Jahren behandelt werden, die Studie wurde jedoch nach knapp fünfeinhalb Jahren vorzeitig abgebrochen (wir berichteten). Der Grund: In keiner der Verumgruppen deutete sich ein Nutzen der Therapie an, im Gegenteil: Mit Selen-Monotherapie war die Prostata-Krebsrate um 13 Prozent erhöht, mit Vitamin E um 4 Prozent, mit der Kombitherapie um 5 Prozent. Alle Unterschiede waren jedoch nicht signifikant. Auch bei anderen Tumoren gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen

In der zweiten Studie, der Physicians Health Study II, schluckten knapp 14 700 US-Ärzte im Alter über 50 Jahren täglich Vitamin E (400 IU), Vitamin C (500 mg) oder Placebo. In der Studienzeit von acht Jahren war die Inzidenz von Prostata-Ca sowie die gesamte Krebsinzidenz in allen drei Gruppen praktisch gleich. Nach Daten einer anderen Auswertung dieser Studie gab es auch keine Unterschiede bei kardiovaskulären Ereignissen.

Die Daten stehen im Einklang mit mehreren prospektiven Studien aus den vergangenen Jahren, in denen sich kein Nutzen für Vitaminpräparate bei der Prävention von Krebs oder Herzkreislaufkrankheiten ergab. In einigen Studien war die Krebs- und Sterberate mit Vitaminpräparaten sogar signifikant erhöht.

Lesen Sie dazu auch: Zu viele Vitamine verkürzen offenbar das Leben Krebsprävention und Ernährung - was ist sicher? Selenstatus bei Europäern schlechter als in den USA Vitaminpillen verhindern kaum ein Prostata-Ca Vitamin-E-Ergänzung zur Prophylaxe enttäuscht erneutVon Pillen mit Antioxidantien profitieren offenbar nur Männer

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