Krebs

Abspecken senkt Gefahr für Endometriumkarzinom

Schon ein Gewichtsverlust von mehr als 5 % kann bei älteren Frauen das Risiko für eine Krebserkrankung der Gebärmutterschleimhaut deutlich senken. Vor allem adipöse Frauen scheinen zu profitieren.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Abspecken statt zulegen kann das Risiko eines Endometriumkarzinoms senken.

Abspecken statt zulegen kann das Risiko eines Endometriumkarzinoms senken.

© viperagp / Fotolia

BLOOMINGTON. Endometriumkarzinome sind die häufigsten bösartigen Tumoren der weiblichen Geschlechtsorgane und zugleich diejenigen, die sich durch eine gesunde Lebensführung am ehesten vermeiden lassen. So werden in den USA etwa 60 % dieser Krebserkrankungen auf ein erhöhtes Körpergewicht zurückgeführt. Als Ursache für das gesteigerte Krebsrisiko gilt die vermehrte Umwandlung von Androgenen in Östrogene durch Fettzellen.

Entsprechend müssten Frauen, denen es gelingt, ihr Hüftgold wieder loszuwerden, eigentlich deutlich seltener an einem Endometriumkarzinom erkranken als solche mit konstantem oder steigendem (Über-)Gewicht. Dies konnte bislang jedoch nicht klar gezeigt werden.

56 % weniger Endometriumtumoren

Aus diesem Grund haben sich Epidemiologen um Dr. Juhua Luo von der Indiana University in Bloomington die Daten der Women's Health Initiative (WHI) genauer angeschaut. Sie konzentrierten sich dabei auf rund 37.000 Frauen im Alter zwischen 50 und 79 Jahren, bei denen zu Beginn der Beobachtungsstudie und drei Jahre später das Gewicht bestimmt worden war. In die Analyse flossen nur Daten von Frauen ein, die bis dahin nicht an einem Tumor erkrankt waren [Luo J et al. J Clin Oncol. 2017; 35(11):1189-93].

Die Forscher interessierten sich vor allem für Gewichtsveränderungen in den ersten drei Jahren. Zwei Drittel der Frauen hielten ihr Gewicht in dieser Zeit stabil (± 5 %), jede Fünfte nahm um mindestens 5 % zu, immerhin 13 % speckten um mindestens 5 % ab, davon jedoch nicht alle freiwillig: Nur 2.915 Frauen (8 %) hatten absichtlich an Gewicht verloren. Wenig überraschend waren es vor allem besonders dicke Frauen, die abspeckten.

Während einer Beobachtungsdauer von etwas mehr als elf Jahren erkrankten 566 Frauen (1,5 %) an einem Endometriumkarzinom. Berücksichtigten die Forscher den Body-Mass-Index (BMI) zu Beginn, die körperliche Aktivität und weitere Faktoren wie Rauchen, Hormonersatztherapie, Zahl der Geburten oder eine familiäre Neigung für solche Tumoren, dann war die Rate für Endometriumkarzinome bei Frauen mit mindestens 5 % Gewichtsverlust um 29 % geringer als bei solchen mit stabilem Gewicht. Am stärksten ging die Rate bei abspeckenden adipösen Frauen zurück: Sie erkrankten zu 56 % seltener als dicke Frauen mit konstantem Gewicht. Bei unbeabsichtigtem Abnehmen, etwa durch eine Erkrankung, betrug der Unterschied noch 43 %.

Allerdings beruhen die Angaben auf sehr wenigen Teilnehmerinnen. So hatten gerade einmal 178 adipöse Frauen ein Endometriumkarzinom entwickelt, und von diesen hatten lediglich 14 absichtlich mehr als 5 % abgenommen.

Profitieren nur Adipöse?

Noch dünner ist die Datenbasis bei normalgewichtigen Frauen: Hier hatten nur sechs der Krebspatientinnen in den ersten drei Jahren absichtlich Gewicht verloren, 13 waren es bei den Frauen mit einem BMI zwischen 25 und 30 kg/m2. Wenig überraschend ließ sich bei Normalgewichtigen kein signifikanter Zusammenhang zwischen Gewichtsabnahme und Krebsrisiko berechnen. Dies war allerdings auch bei den Übergewichtigen mit einem BMI unter 30 kg/m2 der Fall, was darauf hindeutet, dass vielleicht nur adipöse Frauen durch Abspecken ihr Risiko für einen Tumor der Gebärmutterschleimhaut nennenswert senken können.

In das Bild passt auch, dass Frauen mit einer deutlichen Gewichtszunahme tendenziell häufiger an einem Endometriumkarzinom erkrankten als solche mit stabilem Gewicht – um fast 50 % öfter bei den Übergewichtigen –, allerdings waren die Unterschiede nicht signifikant. Statistisch belastbar war lediglich die Differenz bei Frauen ohne Hormonbehandlung bei einer Gewichtszunahme um mehr als 5 kg (48 % mehr Tumoren).

Wenig überraschend ist auch der Zusammenhang mit dem hormonsensiblen Typ-I-Tumor am stärksten: Nach den Studiendaten können adipöse Frauen ihr Risiko für diesen Typ um 76 % reduzieren, wenn sie mindestens um 5 % abspecken.

"Unsere Resultate legen nahe, dass ein Gewichtsverlust auch für Frauen nach der Menopause nicht zu spät kommt. Sie können noch immer gesundheitlich davon profitieren", schreiben die Wissenschaftler um Luo.

Ein Manko der Studie ist neben der geringen Zahl der Krebspatientinnen die Gewichtsmessung zu nur zwei Zeitpunkten: Haben Frauen in den ersten drei Jahren zwar deutlich abgenommen, danach aber wieder zugelegt, wurden sie dennoch der Gruppe mit Gewichtsverlust zugeordnet. Auf der anderen Seite haben einige Frauen vielleicht erst nach drei Jahren deutlich abgespeckt. Auch das floss nicht in die Studie mit ein. Die Resultate sollten also sehr vorsichtig interpretiert werden.

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