Mausmodelle

Vervielfältigung von Genen macht Pankreaskarzinom so aggressiv

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MÜNCHEN. Bauchspeicheldrüsenkrebs zählt zu den Krebserkrankungen mit der weltweit höchsten Sterblichkeit. Genetische Veränderungen, mit denen sich die besondere Aggressivität und frühe Metastasierung dieser Krebsform erklären ließe, konnten bisher allerdings nicht gefunden werden.

Ein Team der Technischen Universität München (TUM) und des Deutschen Krebskonsortiums (DKTK) zeigt jetzt, dass diese Eigenschaften durch bestimmte Gen-Vervielfältigungen, die entlang unterschiedlicher Evolutionswege des Krebses entstehen, erklärt werden können (Nature 2018; 554: 62–68). Aus dieser Entdeckung leiten sie grundlegende Prinzipien für die Biologie dieser Krebsart ab, wie die TUM mitgeteilt hat.

Dem Team um Professor Roland Rad und Professor Dieter Saur am TUM Universitätsklinikum rechts der Isar und dem Deutschen Krebskonsortium gelang es mit Hilfe verschiedener Mausmodelle zur Erforschung des Bauchspeicheldrüsenkrebses, molekulare Wege der Tumorentstehung im Detail aufzudecken. Sie können so nachvollziehen, wie unterschiedliche Eigenschaften der Erkrankung entstehen, heißt es in der TUM-Mitteilung.

Gesunde Zellen in Menschen haben von jedem Gen zwei Kopien. Für ihre Experimente mutierten die Forscher eine der beiden Kopien des Kras-Gens in Mäusen. Das Gen spielt bei der Zellvermehrung eine wichtige Rolle und ist in 90 Prozent aller menschlichen Bauchspeicheldrüsentumore aktiviert.

 Dabei machte das Team um Rad eine überraschende Entdeckung: Das mutierte Gen wurde häufig bereits in sehr frühen Vorstufen des Krebses vervielfältigt. Hatte ein Tumor die mutierte Kras-Genkopie nicht verdoppelt, entdeckten die Forscher Vervielfältigungen in anderen Krebsgenen.

 "Es scheint so als müsste die Zelle das Wachstumssignal durch die zusätzlichen Gen-Kopien erhöhen. Dieses Modell der Dosisverstärkung während der Tumorentwicklung wurde bisher nicht berücksichtigt", wird Sebastian Müller, Erstautor der Studie, in der Mitteilung zitiert.

Er fügt hinzu: "Wir konnten zusätzlich zeigen, dass bei erhöhter Zahl der mutierten Kras-Kopien die Aggressivität und die Fähigkeit zur Metastasierung zunahmen."(eb)

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