Kommentar – Komplementärmedizin

Gar nicht harmlos!

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:

Das Bedürfnis von Patienten, nach der Diagnose einer schweren Erkrankung nichts unversucht zu lassen, ist verständlich: Etwa 50 Prozent der Krebskranken in Deutschland nutzen ein breites Spektrum an komplementären Behandlungsmethoden, von Phytotherapie über Homöopathie und TCM bis zu Krebsdiäten oder Außenseiterverfahren. Mit den als natürlich und schonend wahrgenommenen Verfahren hoffen sie, die Wirkung der Standardtherapie zu optimieren.

Tatsächlich können einige komplementärmedizinische Maßnahmen bei indikationsgemäßer Anwendung die Nebenwirkungen von etablierten Therapien reduzieren und/oder die Lebensqualität verbessern. Die meisten Methoden sind jedoch nicht ausreichend geprüft; ihre Wirksamkeit und Unbedenklichkeit sind nicht erwiesen.

Schädliche Wirkungen können auch durch Interaktionen mit der Standardtherapie hervorgerufen werden. Die größere Gefahr scheint jedoch darin zu bestehen, dass die Patienten den Begriff der komplementären – sprich: ergänzenden – Therapie missachten. Durch pseudowissenschaftliche Publikationen und falsche Heilversprechen in Bezug auf die Komplementärmedizin verführt, zögern sie evidenzbasierte kurative Therapien hinaus oder lehnen sie ab. Die vermeintlich "sanfte Medizin" kann dann im schlimmsten Fall tödlich wirken.

Lesen Sie dazu auch: Schlechtere Überlebenschancen: Wenn Komplementärmedizin für Krebskranke tödlich wird

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