Kaiser-Friedrich-Forschungspreis

Krebs-Diagnose noch während der Op

Für ein Schnellverfahren zur Krebs-Diagnose wurde ein Forscherteam aus Jena mit dem Kaiser-Friedrich-Forschungspreis ausgezeichnet.

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JENA. Ob bei einer Krebs-Operation wirklich der gesamte Tumor entfernt worden ist, lässt sich mit derzeitigen Verfahren erst nach einem Eingriff mit Sicherheit feststellen. Ein interdisziplinäres Forscherteam des Leibniz-Instituts für Photonische Technologien (Leibniz-IPHT), der Friedrich-Schiller-Universität, des Universitätsklinikums sowie des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik in Jena hat nun einen optischen Ansatz vorgelegt, mit dem krebsartiges Gewebe bereits während der Operation schnell, schonend und verlässlich diagnostiziert werden kann. Dafür wurden die Wissenschaftler vor Kurzem mit dem mit 15.000 Euro dotierten Kaiser-Friedrich-Forschungspreis ausgezeichnet, teilt das Leibniz-IPHT mit.

Bis zu vier Wochen können vergehen, bis Patienten Sicherheit darüber haben, ob eine Krebs-Operation erfolgreich war oder nicht — Zeit, in der eventuell verbliebene Tumorzellen sich bereits wieder vermehren können. Das von dem Jenaer Wissenschaftlerteam erforschte Schnellverfahren hingegen könnte Gewissheit in 20 Minuten bringen. Indem es drei unterschiedliche Bildgebungstechniken kombiniert, lassen sich anhand sogenannter Schnellschnitte noch während der Operation räumlich hoch aufgelöste Bilder der Gewebestruktur erzeugen.

Eine Software macht Muster und molekulare Details sichtbar, sodass das Operationsteam Tumorzellen identifizieren und auf dieser Basis entscheiden kann, wie viel Gewebe weggeschnitten werden muss. Damit verspricht die automatisierte Gewebe-Analyse ein verlässlicheres Ergebnis als die derzeit übliche Schnellschnitt-Analyse, die nur von erfahrenen Pathologen durchgeführt werden kann und immer noch nachträglich abgesichert werden muss.

"Wir können mit dem von uns entwickelten Verfahren wesentlich genauer arbeiten und erhalten die Informationen unmittelbar", wird Professor Orlando Guntinas-Lichius, Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena zitiert, der mit sechs weiteren Wissenschaftlern an dem Forschungsprojekt mit dem Titel "CDIS Jena — Cancer Diagnostik Imaging Solution Jena" beteiligt ist.

Perspektivisch könnte das Mikroskop sogar bei Operationen eingesetzt werden, bei denen derzeit noch gar keine Schnellschnitt-Diagnostik möglich ist, blickt Professor Jürgen Popp, Leibniz-IPHT in der Mitteilung voraus. "Es kann als Basis dienen für eine In-vivo-Diagnostik, sodass man künftig ohne klassische Biopsie auskommen könnte."

Indem das optische Diagnose-Verfahren der Jenaer Wissenschaftler zu vermeiden hilft, dass Patienten erneut operiert werden müssen, trägt es nicht nur dazu bei, deren Heilungschancen zu verbessern, sondern könnte darüber hinaus erhebliche Kosten im deutschen Gesundheitssystem einsparen. "Eine Minute im Operationssaal ist die teuerste Minute im gesamten Klinikbetrieb", führt Orlando Guntinas-Lichius in der Mitteilung aus. Derzeit werden etwa bei Tumoren im Kopf-Hals-Bereich nach knapp jeder 10. Operation nachträglich Krebszellen aufgefunden. (eb)

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