Nutzt ein Screening auf Lungenkrebs wirklich?

BERLIN (wst). Bislang gibt es keine Studie, in der überzeugend belegt wurde, daß ein Screening auf Lungenkrebs die Prognose verbessert. Ob neue Untersuchungstechniken wie Low-Dose- oder Dünnschicht-Computertomographie eine Wende bringen, wird voraussichtlich erst Ende des Jahrzehnts ersichtlich sein.

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Darauf hat der Arbeits- und Umweltmediziner Professor Dennis Nowak aus München bei einem Symposium beim Pneumologenkongreß in Berlin hingewiesen.

Es liegen Ergebnisse mehrerer kontrollierter Studien vor, in denen geprüft worden war, ob regelmäßige konventionelle Röntgenuntersuchungen mit und ohne Sputumzytologie bei Risikopersonen wie starken Rauchern die Lungenkrebssterblichkeit senken oder zumindest verzögern. Ein signifikanter Vorteil für die Untersuchten wurde in keiner dieser Studien offensichtlich.

In direkten Vergleichsuntersuchungen hat sich die moderne Low-Dose-Computertomographie der konventionellen Röntgendiagnostik zum Aufspüren früher Bronchialkarzinome als deutlich überlegen gezeigt. Kann diese Technik, eventuell in Verbindung mit verfeinerten und molekularbiologischen Methoden der Sputumzytologie, die Situation von Lungenkrebspatienten tatsächlich verbessern? Diese Frage wird in laufenden Studien mit derzeit etwa 100 000 Risikopersonen geprüft. Erste Ergebnisse werden etwa 2010 erwartet.

Ein Problem bei den neuen Methoden ist die Möglichkeit, den Nutzen onkologischer Screenings zu überschätzen, wie Nowak erläuterte. So verlängere zwar eine Früherkennung von Tumoren zwangsläufig die statistisch erfaßte Überlebenszeit von der gesicherten Diagnose bis zum Tod. Oft läßt sich der Krankheitsverlauf aber nicht beeinflussen und damit auch nicht die tatsächliche Überlebenszeit.

Auch kann ein vermeintlicher Screeningerfolg dadurch vorgespiegelt werden, daß man durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen häufiger die langsam wachsenden Tumoren in einem frühen Stadium entdeckt als die aggressiven, schnell wachsenden, wie Nowak betonte.

Für eine Nutzen-Risiken-Abwägung müsse aber auch berücksichtigt werden, wie oft ein Screening zu falsch positiven Befunden führe, verbunden mit psychischen Belastungen und unnötigen, oft auch invasiven Folgeuntersuchungen.

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