Kanadische Studie

Hautkrebs kommt selten allein

Dem Hautkrebs folgt oft ein weiterer Tumor - das haben kanadische Forscher herausgefunden. Besonders gefährdet dafür sind Melanom-Patienten, die jünger als 40 sind.

Von Dr. Elke Oberhofer Veröffentlicht:
Wird Hautkrebs bei einem Patienten gefunden, der noch keine 40 Jahre alt ist, hat dieser nach Angaben der kanadischen Forscher ein fünfeinhalbfaches Risiko für einen Zweittumor.

Wird Hautkrebs bei einem Patienten gefunden, der noch keine 40 Jahre alt ist, hat dieser nach Angaben der kanadischen Forscher ein fünfeinhalbfaches Risiko für einen Zweittumor.

© iStockphoto / Thinkstock

EDMONTON. Das Krebsregister der kanadischen Provinz Alberta diente den Forschern um Dr. Thomas G. Salopek, Edmonton, als Basis für ihre retrospektive Studie (BJD 2013; online 21. Oktober 2013).

Daraus konnten Daten von 19.869 Patienten extrahiert werden, die nach vorangegangener Hautkrebsdiagnose (malignes Melanom, Basalzell- oder Plattenepithelkarzinom) innerhalb von 30 Jahren einen Zweittumor (SPM, second primary malignancy) entwickelt hatten.

Gegenüber der Allgemeinbevölkerung ohne vorherige Hautkrebserkrankung war deren generelles Krebsrisiko - kutane und nicht kutane Tumoren zusammengenommen - um 60 Prozent gestiegen.

Für einen zweiten Hautkrebs hatte sich das Risiko um mehr als das Doppelte erhöht, für nicht kutane Zweittumoren um den Faktor 1,4.

Unter 40-jährige Patienten besonders gefährdet

Melanome ließen vor allem die Wahrscheinlichkeit steigen, an einem Zweittumor der Haut zu erkranken: Dieses Risiko erhöhte sich um den Faktor 4,8.

Aber auch nicht kutane Tumoren traten beim schwarzen Hautkrebs als Erstdiagnose signifikant häufiger auf (Verhältnis beobachtetes zu erwartbares Risiko, O/E 1,3).

Besonders gefährdet waren Melanompatienten, die bei Ersterkrankung unter 40 Jahre alt waren. Für diese Patientengruppe erhöhte sich das Risiko eines Zweittumors, gleich welcher Art, um das Fünfeinhalbfache.

Insgesamt waren zehn verschiedene SPM-Entitäten mit einer früheren Melanomerkrankung assoziiert, darunter vor allem erneute maligne Melanome (O/E 15,1) und weißer Hautkrebs (O/E 4,2), aber auch Tumoren der Schilddrüse (O/E 3,0), des Dünndarms (O/E 2,9) und des zentralen Nervensystems (O/E 2,4), gefolgt von Tumoren der Mundhöhle, Pankreas-, Kolon- und Prostatakarzinomen.

Die Bandbreite nach Basalzell- oder Plattenepithelkarzinom war noch größer: 30 verschiedene Tumorentitäten waren mit dem weißen Hautkrebs assoziiert.

Das SPM-Risiko bei dieser Art von Ersttumoren stieg insgesamt um den Faktor 2,4 für Patienten unter 40, um das 1,8-Fache in der Gruppe der 40- bis 60-Jährigen und um das 1,6-Fache bei den über 60-Jährigen.

Virale Faktoren und genetisch bedingte Prädisposition

Für die Autoren sind diese Ergebnisse ein Hinweis dafür, dass sich kutane und nicht kutane Tumorentitäten möglicherweise gemeinsame Pathogenesepfade teilen.

Sowohl virale Faktoren als auch eine genetisch bedingte Prädisposition könnten hierbei eine Rolle spielen.

Diese Zusammenhänge müssen weitere Studien klären. Was jedoch nach Jung und Kollegen auf der Hand liegt, ist das erhebliche Risiko eines Zweittumors für Melanompatienten unter 40, Männer wie Frauen.

Bei dieser Patientengruppe sei daher besondere Wachsamkeit angezeigt.

Mehr zum Thema

Phase-III-Studie

Adjuvante Zelltherapie gegen Melanom wenig erfolgreich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen