"Häufige Endoskopien bei erblichem Darmkrebs"

MÜNCHEN (sto). Etwa zehn Prozent der 57 000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland an Darmkrebs erkranken, sind erblich vorbelastet. Das hereditäre nichtpolypöse Kolonkarzinom (HNPCC) ist dabei besonders häufig.

Veröffentlicht:

Charakteristisch für HNPCC ist auch das gehäufte Auftreten von gynäkologischen Tumoren wie Endometriumkarzinomen sowie von Tumoren der ableitenden Harnwege, des Dünndarms und anderer Organe.

Daran hat Professor Gabriela Möslein vom Klinikum für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Düsseldorf beim Chirurgen-Kongreß in München erinnert. Bei HNPCC-Patienten sollte deshalb ein Gentest empfohlen werden, um vor allem Angehörige rechtzeitig identifizieren und beraten zu können.

Eine prophylaktische Operation bei HNPCC-Patienten ohne Manifestation sei inzwischen "vom Tisch", sagte Möslein. Betroffene sollten jedoch ab dem 25. Lebensjahr engmaschig per Koloskopie kontrolliert werden. Und erstgradig verwandte Frauen wie Mütter oder Schwestern sollten regelmäßig gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen.

Die Therapie bei HNPCC-Patienten mit kolorektalen Karzinomen ist nach Angaben von Mösleins derzeit umstritten. In Deutschland werde die chirurgische Entfernung des betroffenen Dick- oder Enddarmabschnitts, gefolgt von jährlichen Kontrollkoloskopien und Entfernung eventuell auftretender Polypen in der Nachsorge bevorzugt. Dagegen werde in den USA zunehmend häufiger die vollständige Entfernung des Dickdarms oder von Dick- und Mastdarm praktiziert.

Eine multizentrische Studie, die von der Deutschen Krebshilfe gefördert wird, soll nun bei der Frage, welches Vorgehen angemessen ist, weiterhelfen, berichtete Möslein. An der Interventionsstudie werden mehr als 40 chirurgische Abteilungen aus ganz Deutschland teilnehmen.

Dabei soll auch geklärt werden, welches chirurgische Vorgehen bei HNPCC-Patienten besser mit einer guten postoperativen Lebensqualität in Einklang zu bringen ist. Immerhin wisse man aus ähnlichen Studien bei Frauen mit einem sehr hohen Risiko für Brustkrebs, daß die prophylaktische Entfernung beider Mammae zu einer Beruhigung und zu positiven Auswirkungen auf die Lebensqualität geführt habe, berichtete Möslein.

Weitere Informationen zur Studie gibt‘s unter: www.hnpcc-studie.de

Mehr zum Thema

Vergleichsstudie

Multitarget-Stuhltest verbessert Darmkrebs-Screening

Modellrechnung

Eltern erkrankt? Dann lohnt sich ein frühes Darmkrebsscreening

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Rechtzeitig eingefädelt: Die dreiseitigen Verhandlungen zwischen Kliniken, Vertragsärzten und Krankenkassen über ambulantisierbare Operationen sind fristgerecht vor April abgeschlossen worden.

© K-H Krauskopf, Wuppertal

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“