Aspirin verhindert Darmkrebs

Was hilft Patienten gegen Kopfschmerz? ASS. Und wenn Ärzte sie gegen Darmkrebs wappnen möchten? Auch ASS verordnen, sagen jetzt Forscher. Ihr Ratschlag gilt aber nur für eine bestimmte Personengruppe.

Veröffentlicht:
Täglich 600 mg ASS mindestens zwei Jahre eingenommen kann vor Darmkrebs schützen.

Täglich 600 mg ASS mindestens zwei Jahre eingenommen kann vor Darmkrebs schützen.

© dpa

NEWCASTLE UPON TYNE (BS). Bei Patienten mit einer erblichen Veranlagung für kolorektale Karzinome kann das Risiko durch die regelmäßige Einnahme von ASS deutlich gesenkt werden. Das wird jetzt erstmals durch eine randomisierte Studie mit Krebs als primärem Endpunkt belegt.

Zwar gab es auch bisher schon viele Hinweise, dass ASS (Originalpräparat Aspirin®) vor kolorektalen Karzinomen schützen kann.

CAPP2-Studie liefert Beweise

Sie stammten aber entweder aus Beobachtungsstudien oder aus randomisierten Studien, die primär die Entwicklung kolorektaler Adenome oder das Auftreten kardiovaskulärer Ereignisse untersuchten.

Das fehlende Beweisstück liefert die jetzt publizierte Studie CAPP2* (Lancet 2011; online 28. Oktober).

Vier Jahre täglich 600 mg ASS oder Placebo

An der randomisierten Doppelblindstudie nahmen Patienten mit Lynch-Syndrom teil, dem hereditären Non-Polyposis-Krebs-Syndrom, weil sie ein sehr hohes Risiko für kolorektale Karzinome haben.

Insgesamt 861 Patienten nahmen bis zu vier Jahre lang täglich 600 mg ASS oder Placebo ein.

Unterteilung: ASS-Gruppe und Placebo-Gruppe

Nach einer mittleren Beobachtungszeit von 56 Monaten war bei 18 von 427 Patienten der ASS-Gruppe (4 Prozent) und bei 30 von 434 Teilnehmern der Placebo-Gruppe (7 Prozent) ein primäres Kolonkarzinom diagnostiziert worden. Dieser Unterschied war allerdings nicht signifikant (HR 0,63, p = 0,12).

Signifikant war der Unterschied jedoch, wenn nur jene Patienten berücksichtigt wurden, die ihre Studienmedikation mindestens zwei Jahre lang eingenommen hatten: Von 258 Patienten der ASS-Gruppe entwickelten 8 (3 Prozent) und von 250 Patienten der Placebo-Gruppe 20 (8 Prozent) Darmkrebs (HR 0,41, p = 0,02).

Wissenschaftler plädieren für ASS als Standardtherapie

"Im Kontext mit den früheren Daten belegt die Studie eindeutig, dass ASS bei Patienten mit erblicher Veranlagung für kolorektale Karzinome ein wirksames krebsvorbeugendes Mittel ist", schreiben die Wissenschaftler um Professor Sir John Burn von der Newcastle University.

Sie plädieren daher für ASS als Standardtherapie bei Patienten mit Lynch-Syndrom. Möglicherweise sei auch bei anderen Hochrisikopatienten eine solche Präventionsmaßnahme zu erwägen.

Es gibt Hinweise, dass der Schutzeffekt von ASS schon mit Tagesdosierungen unter 600 mg erreicht werden kann. Das soll jetzt in der Folgestudie CAPP3 überprüft werden.

* CAPP: Concerted Action for Polyp Prevention

Mehr zum Thema

Darmkrebs-Mortalität sinkt

Test auf okkultes Blut im Stuhl rettet Leben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken