Darmkrebs

Warum Raucher schlechte Karten haben

Raucher mit Darmkrebs sterben früher als Nichtraucher mit den Tumoren. Das scheint vor allem bei bestimmten Genvarianten im Tumor der Fall zu sein, haben US-Kollegen jetzt herausgefunden.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Kein guter Vorbote: Raucher.

Kein guter Vorbote: Raucher.

© dpa

SEATTLE. Raucher haben nicht nur ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko, sie bekommen auch häufiger Darmkrebs als Nichtraucher. Inzwischen gibt es zahlreiche Hinweise, dass für das erhöhte intestinale Tumorrisiko bestimmte Tumormutationen entscheidend sind.

Darauf deutet auch die aktuelle Analyse einer Phase-III-Studie mit Kolon-Ca-Patienten (J Clin Oncol 2013; online 1. April).

Für die Studie haben knapp 2000 Patienten einen Fragebogen mit Angaben zu Rauchgewohnheiten und Lebensstil ausgefüllt. Die Patienten waren anschließend mit dem FOLFOX-Schema oder FOLFOX plus Cetuximab behandelt worden.

Etwa die Hälfte der Patienten waren aktive oder ehemalige Raucher, die andere Hälfte hatte nie geraucht. Etwa ein Drittel der Patienten zeigte ein mutiertes KRAS-Gen im Tumor, bei einem Siebtel ließen sich Mutationen im BRAF-Gen bei der Analyse des Tumorgewebes nachweisen, berichten Onkologen um Dr. Amanda Phipps vom Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle, USA.

Insgesamt starben die Raucher etwas schneller an dem Tumor:Nach drei Jahren lebten noch 70 Prozent der Raucher, aber 74 Prozent der Nichtraucher.

Wurden verschiedene Risikofaktoren wie Alter, Tumorstadium und Zahl der befallenen Lymphknoten berücksichtigt, so war innerhalb der Studiendauer von dreieinhalb Jahren bei Rauchern die Sterberate um 23 Prozent höher als bei Nichtrauchern.

Für aktuelle Raucher war die Rate sogar um knapp 50 Prozent erhöht, für ehemalige Raucher immer noch um 20 Prozent. In ähnlicher Weise wie die Sterberate war bei den Rauchern auch die Rezidivrate erhöht.

Am schnellsten starben starke Raucher und solche, die bereits vor dem 20. Lebensjahr mit dem Rauchen begonnen hatten.

Übel: KRAS-Mutation plus Rauchen

Allerdings zeigte sich, dass die erhöhte Sterberate fast ausschließlich vom BRAF-und KRAS-Status abhing. Bei Rauchern mit normalem BRAF-Gen war die Rate um 36 Prozent höher als bei Nichtrauchern mit normalem BRAF-Gen.

War das BRAF-Gen mutiert, dann war Rauchen offenbar von Vorteil: Hier war die Sterberate um 20 Prozent geringer als bei Nichtrauchern mit derselben Mutation. Der Unterschied zwischen Rauchern mit und ohne BRAF-Mutation war statistisch signifikant.

Keinen Vorteil für Raucher gab es jedoch bei einer KRAS-Mutation: Hier war die Sterberate im Vergleich zu Nichtrauchern noch weitaus höher (plus 50 Prozent) als bei einem normalen KRAS-Gen (plus 9 Prozent), wenngleich sich der Unterschied hier als nicht signifikant erwies.

Wurden aktuelle Raucher mit Nichtrauchern verglichen, dann waren die Unterschiede noch dramatischer: Hier ergab sich eine mehr als doppelt so hohe Sterberate für Raucher mit KRAS-Mutation und eine 60% erhöhte Sterberate für Raucher mit nichtmutiertem BRAF-Gen.

Da die schützenden BRAF-Mutationen recht selten sind, kann man darmkrebskranken Rauchern folglich guten Herzens raten, mit ihrem Laster aufzuhören, wenn sie etwas länger leben wollen.

Lesen Sie dazu auch: Glücksspiel mit den Genen

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