Nach Darmkrebs-Op

Erhöhtes Sterberisiko bei Leberzirrhose

Patienten, die wegen Darmkrebs operiert werden, haben ein deutlich erhöhtes Risiko, innerhalb eines Monats nach der Operation zu sterben, wenn sie zudem eine Lebererkrankung haben. Besonders gefährdet sind Patienten mit Zirrhose.

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Das Sterberisiko nach einer Operation hängt mit Erkrankungen der Patienten zusammen.

Das Sterberisiko nach einer Operation hängt mit Erkrankungen der Patienten zusammen.

© Klaus Rose

AARHUS. Bisher gab es nur wenige Daten darüber, wie groß das Sterberisiko kurz nach der Operation für Darmkrebspatienten ist, die auch eine Lebererkrankung haben.

Zudem schwanken die Werte zwischen 6 Prozent und 41 Prozent bei Patienten mit Lebererkrankung und zwischen 1 Prozent und 5 Prozent bei Patienten ohne.

Dänische Epidemiologen aus Aarhus haben sich daher in einer Kohortenstudie Registerdaten, die zwischen 1996 und 2009 erhoben worden waren, genauer angeschaut (BMC Gastroenterology 2013; 13: 66)

Daten von 40.000 Patienten ausgewertet

Die Daten stammten von fast 40.000 Patienten, die wegen eines Kolorektalkarzinoms operiert worden waren. 369 dieser Patienten (0,9 Prozent) hatten eine nicht zirrhotische Lebererkrankung, vor allem eine alkoholbedingte oder eine virale Hepatitis, 158 Patienten (0,4 Prozent) hatten eine Leberzirrhose.

Patienten ohne Lebererkrankung waren im Median mit 72 Jahren älter als die Patienten mit nicht zirrhotischer Erkrankung (69 Jahre) und als jene mit Leberzirrhose (67 Jahre).

Innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff - mit bis zu 80 Prozent bei den meisten eine offene Operation - betrug die Sterberate bei Patienten mit nicht zirrhotischer Lebererkrankung 13,3 Prozent (adjustiertes relatives Risiko (RR) gegenüber Lebergesunden: 1,49), bei Patienten mit Leberzirrhose 24,1 Prozent (adjustiertes RR: 2,59).

Mit Zirrhose lag das Sterberisiko um mehr als das Zweieinhalbfache höher als ohne Lebererkrankung. Der Unterschied machte sich bereits nach einer Woche bemerkbar. Zum Vergleich: Die Mortalität im ersten Monate nach der Operation betrug bei Patienten ohne zusätzliche Lebererkrankung nur 8,7 Prozent.

Hepatisch bedingte Koagulopathie womöglich eine Ursache

Patienten mit Leberzirrhose waren auch diejenigen mit den meisten Komorbiditäten, und zwar bestimmt anhand des Charlson Comorbidity Index, der 19 Krankheiten berücksichtigt. Mehr als drei Punkte bedeuten einen hohen Komorbiditätsgrad.

Das war bei 12 Prozent der Patienten mit Zirrhose, bei 8,7 Prozent der Patienten mit nicht zirrhotischer Erkrankung und bei 4 Prozent der Patienten ohne Lebererkrankung der Fall.

Viele Zirrhotiker hatten vor allem zusätzlich eine chronische Lungenerkrankung (12 Prozent), Magen-Darm-Ulzera (19 Prozent), unkomplizierten Typ-1- oder Typ-2-Diabetes (18,4 Prozent) oder Diabetes mit Endorganschäden (10,1 Prozent).

Ursachen für die erhöhte postoperative Mortalität bei Leberzirrhotikern sehen die dänischen Wissenschaftler vor allem in der hepatisch bedingten Koagulopathie, im Aszites, in der Hepatitisenzephalopathie und im erhöhten Kreatininspiegel.

Nicht zuletzt beeinflussen die Lebererkrankungen die Verstoffwechselung der Medikamente, schwächen das Immunsystem und erhöhen dadurch das Infektionsrisiko. Allesamt Aspekte, auf die bei der Operationsplanung besonderes Augenmerk gerichtet werden müsse. (ple)

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