Darmkrebs

Neun iFOBT mit gleich guten Detektionsraten

Neun verfügbare immunologische Tests auf okkultes Blut im Stuhl zur Darmkrebsvorsorge liefern mehr oder weniger gleich gute Ergebnisse. Das haben Forscher aus Heidelberg herausgefunden.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Darmkrebs: Seit April gibt es zur Früherkennung den iFOBT als Kassenleistung.

Darmkrebs: Seit April gibt es zur Früherkennung den iFOBT als Kassenleistung.

© Anatomy Insider / stock.adobe.com

HEIDELBERG. Erstmals wurden neun verfügbare quantitative immunologische Tests auf okkultes Blut im Stuhl zur Darmkrebsvorsorge in einer Screeningstudie parallel angewendet und ihre Ergebnisse miteinander verglichen (wir berichteten kurz). Mit allen Tests lassen sich demnach die meisten Darmkrebserkrankungen und -vorstufen entdecken.

Für ihre Studie verwendeten Wissenschaftler um Anton Gies aus der Arbeitsgruppe um Professor Hermann Brenner unter anderem am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg Stuhlproben von Teilnehmern eines Screenings per Koloskopie in Deutschland zwischen 2005 und 2010 (Gastroenterology 2017, online 18. September). Sie basiert auf der noch laufenden BliTz-Studie (Begleitende Evaluierung begleitender Testverfahren zur Darmkrebsfrüherkennung), an der 20 gastroenterologische Praxen in Süddeutschland beteiligt sind.

Die Stuhlproben waren bei -80°C eingefroren und für die aktuelle Untersuchung zum Vergleich der immunchemischen Tests auf okkultes Blut im Stuhl (iFOBT, immunologischer fäkaler Okkultbluttest) wieder aufgetaut und homogenisiert worden. Von insgesamt fast 1700 Probanden standen Proben für die Studie zur Verfügung.

Unterschiedliche Schwellenwerte

Insgesamt neun iFOBTs auf Hämoglobin – darunter ein Test, der mithilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird – wurden angewendet und ihre Ergebnisse miteinander verglichen. Für fünf Tests ist eine Analyse im Labor erforderlich. Die übrigen vier Tests können in der hausärztlichen und urologischen Praxis gemacht und ausgewertet werden. Der Vergleich erfolgte zum einen unter der Vorgabe des von den jeweiligen Herstellern angegebenen Schwellenwertes (zwischen 2 und 17 µg Hb pro Gramm Fäzes). Darüber hinaus legten die Wissenschaftler einen für alle Tests gültigen Schwellenwert bei 15 µg/g sowie einen Schwellenwert, der an einer angestrebten Spezifität von 99 Prozent, 97 Prozent bzw. 93 Prozent orientiert war, zugrunde.

Für die Analysen wurden Proben von 216 Studienteilnehmern mit fortgeschrittenen Neoplasien, von 300 stichprobenartig ausgewählten darmgesunden Teilnehmern sowie von 50 Patienten mit kolorektalem Karzinom verwendet. Nutzten die Forscher um Gies dazu die von den Unternehmen vorgegebenen Schwellenwerte, variierten die Sensitivität als Maß für die Erkennung der an Krebs Erkrankten sowie die Spezifität als Maß für die Erkennung der Gesunden zwischen den neuen Tests sehr stark (zwischen 21,8 und 46,3 Prozent bzw. 85,7 und 97,7 Prozent). Das galt auch für den Fall, dass der Schwellenwert allgemein auf 15 µg/g festgelegt wurde.

Wurden die Schwellenwerte jedoch so gewählt, dass eine Spezifität von 99, 97 oder 93 Prozent erzielt wurde, unterschieden sich die Sensitivitäten bei der Entdeckung der Neoplasien kaum und lagen zwischen 2,8 und 3,4 Prozent, zwischen 5,8 und 6,1 Prozent bzw. zwischen 10,1 und 10,9 Prozent.

Bundesweite Empfehlungen

"In dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor", wird Brenner in einer Mitteilung des DKFZ zitiert. Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.

In Deutschland steht das immunologische Stuhltest-Verfahren zur Früherkennung von Darmkrebs seit 1. April gesetzlich Versicherten als Kassenleistung zur Verfügung. Der guajakbasierte Test darf nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung seit dem 1. April nicht mehr zur Darmkrebsfrüherkennung eingesetzt werden. Im kurativen Bereich galt eine Übergangsfrist bis zum 1. Oktober. Seitdem kommt auch dort ausschließlich der neue quantitative immunologische Test zum Einsatz.

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