Kommentar – Darmkrebs-Screening

Dünne Studienlage

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

Nix Genaues weiß man nicht. Die Frage, ob unter 55-Jährige mit familiärem Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, von einem Screening profitieren, bleibt auch weiter unklar. Damit bekräftigt das IQWiG sein bereits 2013 getroffenes Urteil. Zwar gebe es zwei Studien, die prinzipiell relevant seien, aber keine Antwort auf die Fragestellung gäben. Nutzen und Schaden bleiben ebenfalls unklar.

Und jetzt wird's absurd: Denn die Frage nach dem erhöhten Darmkrebsrisiko für diese Gruppe wird eindeutig bejaht: Bei Verwandten ersten Grades besteht ein 1,7- bis 4,1-fach höheres Risiko, selbst an Darmkrebs zu erkranken, als bei Gleichaltrigen ohne Darmkrebs in der Familie. Noch vor Kurzem hat das RKI darauf hingewiesen, dass die Inzidenz ab 55 Jahren erfreulicherweise sinkt. Das Gegenteil ist bei Jüngeren der Fall. Seit 1995 wird vor allem in der Gruppe der 20- bis 35-Jährigen ein dramatischer Anstieg um 168 Prozent festgestellt.

Frage also: Warum wird dann nicht wenigstens denen, die eine familiäre Vorgeschichte haben, und von denen man weiß, dass sie ein erhöhtes Risiko haben, ein frühzeitiges Screening angeboten? Man kann nur hoffen, dass der GBA diesen Eiertanz durch ein klares Votum im Sinne der Betroffenen, aber auch im Sinne verunsicherter Ärzte beendet.

Lesen Sie dazu auch: Familiäres Krebsrisiko: IQWiG hinterfragt Nutzen von Darmkrebs-Screening

Mehr zum Thema

Darmkrebs-Mortalität sinkt

Test auf okkultes Blut im Stuhl rettet Leben

Vergleichsstudie

Multitarget-Stuhltest verbessert Darmkrebs-Screening

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Vor Entscheid in der Länderkammer

Streit um Pflegepersonaleinsatz in Kliniken vor der Einigung

Lesetipps
Schwere Infektionen mit Antibiotika richtig behandeln: Behandlungsmythen, die so nicht stimmen.

© bukhta79 / stock.adobe.com

Richtig handeln bei Infektionen

Drei Mythen bei der Antibiotika-Therapie

Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht