Darmkrebs-Präventionspreis 2017

Forschung zu Darmkeimen ausgezeichnet

Der Darmkrebs-Präventionspreis wird für Arbeit zur Rolle von Bakterien bei der Darmkrebsentstehung vergeben.

Veröffentlicht:

BERLIN. Der Darmkrebs-Präventionspreis 2017 geht an Dr. Erik Thiele Orberg vom Klinikum rechts der Isar der Technischen Uni München.

Der Forscher erhält den Preis für seine Untersuchungen zur Rolle von Bacteroides fragilis bei der Entstehung von Kolonkarzinomen, so die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG), die Stiftung LebensBlicke und die Deutsche Krebsstiftung in einer gemeinsamen Mitteilung.

Die Ergebnisse könnten wegweisend für die Entwicklung besserer Methoden für das Screening und die Vorsorge bei Darmkrebs sein.

Forschung am Mausmodell

Das enterotoxische Bacteroides fragilis (ETBF) kommt in mehr als 50 Prozent der Darmkrebspatienten vor. Im Mausmodell führt die Infektion mit ETBF zur erhöhten Produktion von Interleukin(IL)-17; in der Folge kommt es zu einer verstärkten Immunantwort und zur Bildung von Tumoren im Kolon.

Der Preisträger konnte durch seine Arbeit zeigen, dass IL-17 im Tumormilieu zur Anreicherung von myeloischen Zellen, insbesondere myeloischen Suppressorzellen, führt, heißt es in der Mitteilung.

Diese fördern eine chronische Entzündung, unterdrücken die zelluläre Immunabwehr und unterstützen die Versorgung des Tumors mit Wachstumsfaktoren.

Dass ETBF auch im Menschen an der Darmkrebsentstehung beteiligt ist, belegt eine zweite zeitgleich erschienene Untersuchung: Sie ergab, dass im Darm von Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis neben ETBF auch verstärkt pathogene Escherichia coli-Stämme vorkommen.

Untersucht man den mikrobiellen Besatz der Darmschleimhaut in Biopsieproben dieser Patienten, findet man eine drastische Anreicherung dieser Bakterien. Die Kolonisierung beider Stämme im Mausmodell führt zu einer hohen Zahl an Tumoren im Darm der Mäuse.

"Wertvolle neue Ansätze"

"Die Arbeit des Preisträgers liefert wertvolle neue Ansätze für die Darmkrebsprävention", wird Professor Jürgen Riemann von der Stiftung LebensBlicke in der Mitteilung zitiert. Denkbar sei beispielsweise die Entwicklung eines Impfstoffes gegen das bakterielle Toxin, das die Produktion von IL-17 ankurbelt.

Alternativ biete es sich an, nach Wirkstoffen suchen, die den entzündlichen Prozess unterbrechen, der zur Tumorentstehung führt. Mit einem geeigneten ETBF-Test könnte man außerdem Patienten mit einem erhöhten Darmkrebsrisiko identifizieren, um ihnen frühzeitig entsprechende Therapien oder eine intensivierte Überwachung anzubieten.

Der Darmkrebs-Präventionspreis wird von der DKG, der Stiftung LebensBlicke und der Deutschen Krebsstiftung für herausragende Projekte und Untersuchungen im Bereich der Darmkrebsprävention vergeben und ist mit 5000 Euro dotiert.

Die Preisverleihung fand am 7. Juni 2018 anlässlich des vierten German Cancer Survivors Days in Berlin statt. (eb)

Mehr zum Thema

Vergleichsstudie

Multitarget-Stuhltest verbessert Darmkrebs-Screening

Modellrechnung

Eltern erkrankt? Dann lohnt sich ein frühes Darmkrebsscreening

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Ambulantisierung

90 zusätzliche OPS-Codes für Hybrid-DRG vereinbart

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System

Lesetipps
Der Patient wird auf eine C287Y-Mutation im HFE-Gen untersucht. Das Ergebnis, eine homozygote Mutation, bestätigt die Verdachtsdiagnose: Der Patient leidet an einer Hämochromatose.

© hh5800 / Getty Images / iStock

Häufige Erbkrankheit übersehen

Bei dieser „rheumatoiden Arthritis“ mussten DMARD versagen