Unabhängig von den Genen

Mit diesen fünf Faktoren das Darmkrebsrisiko senken

Zwar spielen genetische Faktoren eine wichtige Rolle bei der Darmkrebs-Entwicklung, doch bestimmte Elemente waren in einer Studie noch entscheidender.

Veröffentlicht:
In den vergangenen Jahren wurden mehr als 50 Genvarianten entdeckt, die das Darmkrebsrisiko leicht erhöhen. Doch noch mehr Einfluss hat wohl der Lebensstil.

In den vergangenen Jahren wurden mehr als 50 Genvarianten entdeckt, die das Darmkrebsrisiko leicht erhöhen. Doch noch mehr Einfluss hat wohl der Lebensstil.

© kei907 / stock.adobe.com

HEIDELBERG. Die Gefahr, an Darmkrebs zu erkranken, hängt bekanntlich auch vom Lebensstil ab. Wissenschaftler am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg konnten zeigen, dass jeder Mensch sein persönliches Darmkrebsrisiko senken kann, indem er möglichst viele von fünf gesunden Lebensweisen einhält (J Gastroenterol 2018; online 7. September).

Dies gilt unabhängig vom genetischen Darmkrebsrisiko, heißt es in einer DKFZ-Mitteilung. Auch wer genetisch bedingt ein leicht erhöhtes Risiko hat, kann seine Erkrankungswahrscheinlichkeit durch einen gesunden Lebensstil senken.

4000 Daten vom Kranken untersucht

Lebensstilfaktoren

Diese fünf Lebensweisen senken das Darmkrebsrisiko:

  • Nichtrauchen,
  • geringer Alkoholkonsum,
  • gesunde Ernährung,
  • körperliche Aktivität und
  • normales Körpergewicht

Für ihre Studie untersuchten Privatdozent Dr. Michael Hoffmeister und Kollegen die Daten von mehr als 4000 Darmkrebs-Patienten und 3000 gesunden Kontrollpersonen. Die Forscher analysierten die Auswirkungen von fünf beeinflussbaren Lebensstilfaktoren: Rauchen oder Nichtrauchen, hoher oder geringer Alkoholkonsum, ungesunde oder gesunde Ernährung, wenig oder viel körperliche Aktivität und Gewicht.

"Je mehr der gesunden Lebensstilfaktoren die Studienteilnehmer auf sich vereinten, desto niedriger war ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken", wird Hoffmeister zitiert. So hatten zum Beispiel Teilnehmer, die nicht rauchten, sich gesund ernährten und körperlich aktiv waren, bereits ein niedrigeres Darmkrebsrisiko als Teilnehmer, die sich bei keinem der fünf Lebensstilfaktoren an die gesunde Variante hielten. Wer aber einen durchweg gesunden Lebensstil pflegte, sprich alle fünf Lebensstilfaktoren beherzigte, hatte das niedrigste Darmkrebsrisiko.

Die fünf Lebensstilfaktoren erwiesen sich als etwa gleich bedeutend in der Darmkrebsprävention. "Es spielte eine untergeordnete Rolle, ob es das Nichtrauchen, die gesunde Ernährung oder die körperliche Aktivität war, die beherzigt wurden. Mit allen Varianten reduzierten die Studienteilnehmer ihr Darmkrebsrisiko", ergänzt Erstautorin Dr. Prudence Carr.

Auch Gene spielen Rolle

Konsequenzen für das Risiko, an Darmkrebs zu erkranken, hat allerdings auch die genetische Ausstattung. In den vergangenen Jahren wurden mehr als 50 Genvarianten entdeckt, die das Darmkrebsrisiko leicht erhöhen. "Es gibt Menschen, die aufgrund ihres genetischen Profils ein etwas höheres Risiko haben, an Darmkrebs zu erkranken als andere. Doch unsere Studie zeigt, dass sie ihr Darmkrebsrisiko durch einen gesunden Lebensstil ebenso senken können wie diejenigen, die ein geringeres genetisches Risiko haben", betont Carr.

Der Zusammenhang zwischen Lebensweise und Darmkrebsrisiko bestand auch unabhängig von der familiären Vorgeschichte der Studienteilnehmer. Es spielte auch keine Rolle, ob sie in der Vergangenheit schon einmal eine Koloskopie gehabt hatten oder nicht.

"Die Empfehlung, auf eine gesunde Lebensweise zu achten, gilt somit für jeden Menschen, unabhängig von seinem genetischen Darmkrebsrisiko. Und natürlich würde nicht nur das Darmkrebsrisiko durch eine gesündere Lebensweise gesenkt werden. Gleichzeitig reduziert sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für viele andere Krankheiten", betont Hoffmeister. (eb)

Mehr zum Thema

Vergleichsstudie

Multitarget-Stuhltest verbessert Darmkrebs-Screening

Modellrechnung

Eltern erkrankt? Dann lohnt sich ein frühes Darmkrebsscreening

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System