Neue Option bei fortgeschrittenem Brustkrebs

BERLIN (awa). Voraussichtlich noch in diesem Monat wird in Europa eine neue endokrine Option bei fortgeschrittenem, Östrogenrezeptor-positivem Brustkrebs zugelassen: Fulvestrant kann dann eingesetzt werden bei Frauen nach der Menopause, die ein Rezidiv oder ein Fortschreiten der Erkrankung während oder nach einer Antiöstrogen-Behandlung haben. Die Substanz wird alle vier Wochen intramuskulär injiziert und verringert die Zahl der Östrogenrezeptoren auf der Zelloberfläche.

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Fulvestrant (Faslodex®) inaktiviert die Östrogenrezeptoren vollständig. In der Folge würden diese und die Progesteronrezeptoren beschleunigt abgebaut, beschrieb Professor Kurt Possinger von der Humboldt-Universität Berlin den Wirkmechanismus. Anders als das Antiöstrogen Tamoxifen unterdrückt Fulvestrant das Ablesen östrogenabhängiger Gene komplett und wirkt deshalb auch nicht agonistisch auf das Endometrium.

Wegen des unterschiedlichen Wirkmechanismus besitze die neue Substanz auch keine Kreuzresistenz mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern und biete eine zusätzliche endokrine Behandlungsoption, sagte Possinger beim Deutschen Krebskongreß in Berlin.

Somit könne die endokrine Therapie von Frauen mit metastasiertem Brustkrebs um einen Schritt verlängert und der Beginn der Zytostatika-Therapie hinauszögert werden. Zur Zeit ist die Anwendung von Fulvestrant auf die Second-Line-Therapie begrenzt. Ob Fulvestrant auch in der First-Line-Therapie eine Option sein könnte, wird zur Zeit in mehreren Studien geprüft.

Fulvestrant ist nach Versagen einer Behandlung mit Tamoxifen genauso wirksam wie der Aromtasehemmer Anastrozol (Arimidex®). Dies habe eine gemeinsame Auswertung zweier Phase-III-Studien mit insgesamt 851 Patientinnen ergeben, berichtete Possinger auf einer Veranstaltung des Unternehmens Astra Zeneca. Nach einer Beobachtungszeit von 27 Monaten war die durchschnittliche Überlebenszeit gleich.

In der mit Fulvestrant behandelten Patientengruppe lebten noch 25,5 Prozent, im Anastrozol-Arm knapp 24 Prozent der Patientinnen. Mit dem Östrogenrezeptor-Downregulator dauerte es etwas länger bis zum Fortschreiten der Erkrankung (5,5 Monate in der Verumgruppe im Vergleich zu 4,1 Monaten in der Vergleichsgruppe).

Die objektive Ansprechrate war mit 19,2 versus 16,5 Prozent in der Verumgruppe etwas höher. Beide Substanzen wurden gut vertragen. Mit Fulvestrant hatten die Patientinnen weniger Gelenkbeschwerden als die Frauen in der anderen Therapiegruppe.

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