Bei Brustkrebs wird zu wenig interdisziplinär gearbeitet

HAMBURG (ikr). In Deutschland sterben im Verhältnis zur jährlichen Inzidenz mehr Frauen an Brustkrebs als in manchen anderen europäischen Ländern, wie neue Daten belegen. "Das ist wohl vor allem darauf zurückzuführen, daß wir in Deutschland noch kein flächendeckendes Mammographie-Screening haben und erst relativ wenige Frauen in zertifizierten Brustzentren behandelt werden", sagte Professor Fritz Jänicke, zur "Ärzte Zeitung".

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Jänicke ist der deutsche Organisator der Europäischen Brustkrebskonferenz, die diese Woche in Hamburg stattfindet. In Deutschland erkranken jährlich mehr als 50 000 Frauen an Brustkrebs und 19 000 sterben daran. Das ist eine Sterblichkeitsrate von 37 Prozent. Nach einem dpa-Bericht, der sich auf Zahlen der Federation of European Cancer Societies stützt, entspricht das etwa dem europäischen Durchschnitt.

In Schweden ist die Sterblichkeitsrate durch Brustkrebs mit knapp 25 Prozent deutlich geringer. Die Gründe hierfür liegen für Jänicke, Direktor der Universitäts-Frauenklinik in Hamburg, auf der Hand: " In Schweden gibt es bereits seit vielen Jahren ein flächendeckendes Mammographie-Screening und genügend Brustkrebszentren, in denen interdisziplinär eng zusammengearbeitet wird und die in Leitlinien erarbeiteten Qualitätskriterien eingehalten werden, etwa was brusterhaltende Operation und medikamentöse Therapie betrifft."

In Deutschland würden die einzelnen Segmente wie Früherkennung, Op und Medikation noch zu wenig aufeinander abgestimmt. Hier könnten Brustkrebszentren weiterhelfen, bei denen die gesamte Behandlung unter einem Dach erfolgt.

In Deutschland haben wir, was solche Zentren betrifft, bereits einen Anfang gemacht. Es gibt bundesweit 15 Brustkrebszentren, die das Gütesiegel der Deutschen Krebsgesellschaft erhalten haben. Aber es müssen nach Ansicht von Jänicke noch wesentlich mehr werden. Allein für eine Stadt wie Hamburg würden sechs solcher Zentren benötigt.

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