Antikörper bringt Lymphozyt und Krebszelle zusammen

HEIDELBERG (bd). Bei Patientinnen mit fortgeschrittenem Brust- oder Eierstockkrebs, die einen malignen Erguß entwickeln, ist die lokale Applikation eines bispezifischen Antikörpers in das Ergußgebiet eine viel versprechende Behandlungsoption.

Veröffentlicht:

Ergebnisse einer Phase-I/II-Studie mit dem am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg entwickelten Antikörper HEA125 x CD3 belegen, daß dieser tatsächlich körpereigene T-Zellen auf die Tumorzellen lenken und diese zerstören kann. Klinisch ist dies durch einen in den meisten Fällen fast vollständigen Rückgang des Ergusses und eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität erkennbar. Mit dem Behandlungsfortschritt korreliert auch der Abfall des Tumormarkers CA125.

  Fieber und lokale Rötungen
der Haut sind kaum belastend.

Basierend auf den sehr guten Ergebnissen der Antikörpertherapie beim Eierstockkrebs wird dieses Konzept an der Heidelberger Universitäts-Frauenklinik bei Frauen mit Brustkrebs und Pleuraerguß in einer Phase-I-Studie angewendet. Dabei zeichnen sich ebenso gute Erfolge ab, wie Dr. Alexander Marme aus Heidelberg bei einer Veranstaltung an der Universitäts-Frauenklinik berichtet hat.

Der bispezifische Antikörper sitzt wie eine Klammer zwischen Tumorzelle und Effektorzelle des Immunsystems und bringt diese beiden zusammen.Über eine Bindung an einen Rezeptor auf der Immunzelle kommt es dann zur Zytolyse. Der in Heidelberg von Dr. Gerhard Moldenhauer entwickelte Antikörper erkennt das Antigen Ep-CAM auf der Tumorzelle. Das ist ein epitheliales Glykoprotein, das auf nahezu allen epithelialen Tumorzellen übermäßig vorkommt. Der Antikörper bindet an das CD3-Antigen, einem mit dem T-Zellrezeptor assoziierten Polypeptidkomplex. Es kommt auf allen reifen T-Zellen vor und dient dort der Signalübermittlung. Diese beiden Spezifitäten sind in dem Antikörper zusammengebracht worden.

Bei acht von zehn Patientinnen mit Ovarialkarzinom und malignem Aszites war der Erguß durch die wiederholte lokale Verabreichung von einem Milligramm des Antikörpers in die Bauchhöhle in wöchentlichem Abstand fast vollständig verschwunden, bei zwei Patientinnen hat er sich signifikant zurückgebildet. Die Nebenwirkungen seien wenig belastend. Es kam lediglich zu Fieber und lokalen Hautreaktionen. Wird der Antikörper bei erneuter Aszitesbildung wieder gegeben, stellt sich der Erfolg wieder ein. Erste Erfahrungen in einer Phase-I-Studie bei Brustkebspatientinnen mit Pleuraerguß bestätigen diesen Therapieeffekt.

Wie es zu dieser positiven Antikörperwirkung kommt, sei noch nicht eindeutig klar, so Marme. Offensichtlich bewirke der Antikörper nicht nur eine T-Zell-vermittelte Zellzerstörung, sondern über die Bindung des Antikörpers an die Tumorzelle werde - über Ep-CAM vermittelt - offensichtliche eine Signalkaskade mit der entsprechenden Wirkung ausgelöst.

Mehr zum Thema

Triple-negatives Mammakarzinom

Toripalimab plus nab-Paclitaxel verzögert die Progression

Beobachtungsstudie aus England legt nahe

In den ersten Jahren nach Atypie-Diagnose kein erhöhtes Brustkrebsrisiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken