Forscher züchten neue Brust in der Hohlkammer

DÜSSELDORF (nsi). Einem deutsch-australischen Forscherteam ist es gelungen, Fettgewebe bis zu einem Volumen von 80 Millilitern in einer Hohlkammer im Schwein nachzuzüchten. Die Methode soll für plastisch-chirurgische Eingriffe nach Unfällen oder Krebserkrankungen beim Menschen weiterentwickelt werden. Besonders für die Rekonstruktion der weiblichen Brust würde sich Fettgewebe eignen.

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Dr. Jürgen Dolderer hat die Methode am St. Vincent’s Hospital in Melbourne in Australien ausgearbeitet und die Ergebnisse seiner Forschungsarbeiten beim Jahreskongreß der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen in Düsseldorf vorgestellt.

Gewebe wird zunächst für die Brustrekonstruktion gezüchtet

"Wir denken zunächst daran, das nachgezüchtete Gewebe für die Rekonstruktion der Brust bei Frauen zu verwenden", sagte Dolderer der "Ärzte Zeitung". Es seien aber auch andere Anwendungen denkbar. Bisherige Verfahren der Brustrekonstruktion, bei denen Fettgewebe zum Beispiel vom Rücken, Bauch, Gesäß oder vom Oberschenkel verpflanzt wird, seien aufwendig und hinterließen Narben. Die neue Methode habe den Vorteil, daß kein großer Eingriff zur Gewebeentnahme nötig sei und es keine ästhetische Probleme gebe.

Das Prinzip der dreidimensionalen Gewebezüchtung: In einen runden durchlöcherten Hohlkörper (derzeit 8 cm im horizontalen Durchmesser und 4 cm hoch) wird ein lamellenartiges Gerüst gebracht, das biologisch abbaubar ist. Der Hohlkörper, der auch als Wachstumskammer bezeichnet wird, wird ins Schwein implantiert. An die Kammer werden zwei Blutgefäße angeschlossen, Arterie und Vene, und am offenen Ende miteinander verbunden. Dieses Doppel-Gefäß ist die Basis für die Blutversorgung.

"Im Unterschied zu den bisherigen Methoden ist dieses Gewebe nicht auf die Blutversorgung von außen angewiesen, die das dreidimensionale Wachstum limitiert", so Dolderer. Das neue Gewebe wird dann aus der Kammer im Schwein entfernt und mit seinen Hauptgefäßstümpfen an eine Körperstelle bei Menschen transplantiert und an die örtliche Blutversorgung angeschlossen.

Bislang hatte Dolderer nur Granulations- und Bindegewebe in größeren Volumina gezüchtet, kürzlich ist die Methode auch mit Fettgewebe gelungen, welches sich für eine Rekonstruktion der Brust am besten eignet.

Das Fettgewebe bleibt im Körper stabil

Außerdem hat Dolderer im Team von Professor Wayne Morrison das nachgewachsene Fettgewebe daraufhin getestet, ob es an anderen Orten im Körper stabil bleibt. "Bei mehreren Tieren haben wir gefunden, daß das verpflanzte autologe Fettgewebe über einen Zeitraum von zwölf Wochen unter der Achselhöhle weder resorbiert wurde, noch weiter wuchs", erläuterte Dolderer, der inzwischen an der Klinik für Plastische Chirurgie der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik in Ludwigshafen tätig ist.

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