Brustkrebs

Weniger Spätrezidive bei längerer AI-Therapie

Frauen mit Hormonrezeptor-positivem Mammakarzinom profitieren von einer verlängerten adjuvanten Aromatasehemmung. Erfolgt die LetrozolTherapie über zehn Jahre, senkt dies signifikant die Rezidivrate.

Von Katharina Arnheim Veröffentlicht:

CHICAGO. Eine Verlängerung der adjuvanten Therapie mit dem Aromataseinhibitor (AI) Letrozol von fünf auf zehn Jahre verbessert bei postmenopausalen Frauen mit Hormonrezeptor (HR)-positivem Brustkrebs das krankheitsfreie Überleben (DFS): In der Phase-III-Studie MA.17R wurde dadurch eine signifikante Reduktion der Rezidivrate um relativ 34 Prozent erreicht. Verhindert wurden insbesondere kontralaterale Karzinome.

Bei postmenopausalen Patientinnen mit frühem HR-positivem Brustkrebs ist die Gabe eines AI für fünf Jahre, eventuell im Anschluss an eine vorherige Tamoxifen-Therapie, heute leitliniengemäßer Standard.

Professor Paul E. Goss, Massachusetts General Hospital, Boston, MA/USA, erinnerte jedoch auf der Jahrestagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) 2016 in Chicago daran, dass das HR-positive Mammakarzinom eine chronische Erkrankung sei und betroffene Frauen ein lebenslang erhöhtes Rezidivrisiko hätten. Eine adjuvante AI-Therapie für mehr als fünf Jahre könnte daher bei diesen Patientinnen sinnvoll sein.

Zur Prüfung dieser Strategie wurden in der Phase-III-Studie MA.17R 1918 postmenopausale Frauen mit frühem, HR-positivem Mammakarzinom aufgenommen, die initial oder nach einer vorangegangenen Tamoxifen-Behandlung fünf Jahre eine AI-Therapie erhalten hatten. Sie wurden randomisiert einer Letrozol-Therapie für fünf Jahre oder Placebo zugeteilt. Die Aufnahme in die Studie war bis zu zwei Jahre nach Beendigung der AI-Behandlung möglich. Doch begannen rund 90  Prozent der Frauen die Therapie mit Letrozol bzw. Placebo innerhalb von sechs Monaten nach Ende der Aromatasehemmung.

Nach einem Follow-up von median 6,3 Jahren waren ingesamt 165 Brustkrebsereignisse aufgetreten: 67 davon im Letrozol-Arm, 98 im Placeboarm. Der Unterschied entspricht einer signifikanten Reduktion des Rückfallrisikos um relativ 34  Prozent (Hazard Ratio [HR] 0,66; p = 0,01). Die 5-Jahresrate für das DFS war im Letrozol-Arm mit 95 Prozent höher als in der Placebogruppe (91 Prozent).

Durch die längere Letrozol-Therapie wurden Fernmetastasen (42 vs. 53 Ereignisse), lokoregionäre Rezidive (19 vs. 30), Knochenmetastasen (28 vs. 37) und insbesondere kontralaterale Mammakarzinome (13 vs. 31) effektiver verhindert. Die Reduktion bei Letzteren beläuft sich auf relativ 58  Prozent (HR 0,42; p = 0,007), was auf einen präventiven Effekt von Letrozol hinweist.

Beim Gesamtüberleben gibt es keinen Unterschied: Die 5- Jahres-Überlebensraten sind mit 95  Prozent unter Letrozol und 94  Prozent im Placeboarm vergleichbar.

Insgesamt wurde die Therapie mit Letrozol für bis zu zehn Jahre gut vertragen; bislang unbekannte Toxizitäten der langfristigen AI-Behandlung wurden nicht dokumentiert.

Nicht unerwartet wurden im Verumarm mehr Frakturen und mehr Fälle einer neu diagnostizierten Osteoporose festgestellt als in der Placebogruppe (14 vs. 9 Prozent bzw. 11 vs. 6  Prozent). Damit bleibe die Knochengesundheit bei der Nutzen/Risiko-Abwägung der verlängerten AI-Therapie ein wichtiges Thema, betonte Goss in Chicago. Die Lebensqualität wurde durch die Therapie mit Letrozol nicht negativ beeinflusst.

Nicht alle Patientinnen mit frühem HR-positivem Brustkrebs benötigten eine verlängerte AI-Therapie, betonte Professor Ian Smith vom Royal Marsden Hospital, London, Großbritannien, der die Studie diskutierte. Hochrisikopatientinnen, bei denen frühe AI-bedingte Nebenwirkungen bereits abgeklungen seien, würde er jedoch über die neuen Studiendaten aufklären und ihnen helfen, eine Therapieentscheidung zu treffen.

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