Entwarnung

Brustkrebstherapie ist doch keine Gefahr fürs Herz

Die Gefahr für Brustkrebspatientinnen, nach einer Strahlen- oder Chemotherapie an einer Herzerkrankung zu sterben, ist nicht größer als bei der durchschnittlichen Bevölkerung. Das haben deutsche Forscher anhand von Registerdaten herausgefunden.

Veröffentlicht:
Die Sorge viele Patientinnen mit Brustkrebs und ihrer Ärzte: Wie sehr belasten Chemo- oder Strahlentherapie das Herz und begünstigen so kardiale Erkrankung?

Die Sorge viele Patientinnen mit Brustkrebs und ihrer Ärzte: Wie sehr belasten Chemo- oder Strahlentherapie das Herz und begünstigen so kardiale Erkrankung?

© Kzenon / Fotolia

HEIDELBERG. Eine verbesserte Früherkennung und wirksamere Therapieverfahren haben das Risiko, an Brustkrebs zu sterben erheblich gesenkt. Einige klinische Studien deuteten allerdings darauf hin, dass sowohl Chemotherapie als auch Strahlentherapie mit dem Risiko einhergehen, in Folge der Behandlung eine Herzerkrankung zu erleiden, erinnert das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) in einer Mitteilung.

Eine aktuelle Untersuchung vermag diese Sorge nun zu zerstreuen. Ein Team um Professor Hermann Brenner vom DKFZ hat die Daten von annähernd 350.000 Patientinnen aus US-amerikanischen Krebsregistern ausgewertet (Eur Heart J 2018; online 9. April). Die Frauen waren in den Jahren 2000 bis 2011 an Brustkrebs erkrankt und daraufhin mit einer Strahlen- oder Chemotherapie behandelt worden. Die Wissenschaftler verglichen die Daten der Patientinnen mit Daten zur weiblichen Durchschnittsbevölkerung in den Vereinigten Staaten und kamen zu dem Ergebnis: Die Gefahr, langfristig an einer Herzerkrankung zu sterben, ist nach einer Brustkrebsbehandlung nicht größer als bei der durchschnittlichen weiblichen Bevölkerung. Das gilt für Chemotherapien ebenso wie für Bestrahlungen, heißt es weiter in der Mitteilung. Auch spezielle Behandlungsmethoden für die Untergruppe der HER2-positiven Patientinnen sind nicht mit einem höheren Risiko für den Tod durch eine Herzerkrankung verbunden.

"Wir waren von diesem Ergebnis zunächst selbst überrascht", wird der Erstautor der Studie, Janick Weberpals zitiert. "Doch wir gehen davon aus, dass unsere Untersuchung ein realistischeres Bild von der tatsächlichen Situation der Behandlung zeichnet, als es bei klinischen Studien der Fall ist." Für klinische Studien werden ja Probandengruppen nach speziellen Kriterien zusammengestellt. Die Auswertung der Krebsregister berücksichtigt jedoch alle darin erfassten Brustkrebspatientinnen.

Zum Teil lasse sich der Effekt wahrscheinlich auf ein gutes Risikomanagement in den Kliniken, etwa durch spezielle kardioonkologische Einheiten, zurückführen, so das DKFZ. Dabei wird das individuelle Risiko einer Patientin, aufgrund der Brustkrebsbehandlung eine Herzerkrankung zu erleiden, bereits bei der Auswahl der geeigneten Therapie berücksichtigt. Engmaschige Kontrollen im Verlauf der Behandlung ermöglichen zudem, Nebenwirkungen auf das Herz frühzeitig zu erkennen, die onkologische Therapie entsprechend anzupassen sowie eine mögliche Herzerkrankung rasch zu behandeln.

"Das Ergebnis unserer Studie werten wir als sehr positiv für die Behandlung von Brustkrebs", fasst Brenner zusammen. Es zeige, dass das Nutzen-Risiko-Verhältnis für die meisten Patientinnen stimmt. "Insbesondere ist es aber eine sehr gute Nachricht für die große Zahl der betroffenen Patientinnen, dass sie sich bei einer guten medizinischen Betreuung und nach überstandener Brustkrebserkrankung nicht mehr Sorgen bezüglich tödlicher Herzerkrankungen machen müssen, als Frauen gleichen Alters ohne Brustkrebs." (eb)

Mehr zum Thema

Triple-negatives Mammakarzinom

Toripalimab plus nab-Paclitaxel verzögert die Progression

Beobachtungsstudie aus England legt nahe

In den ersten Jahren nach Atypie-Diagnose kein erhöhtes Brustkrebsrisiko

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Hämatologe gibt Tipps

Krebspatienten impfen: Das gilt es zu beachten

Lesetipps
Eine pulmonale Beteiligung bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) kann sich mit Stridor, Husten, Dyspnoe und Auswurf manifestieren. Sie zeigt in der Lungenfunktionsprüfung meist ein obstruktives Muster.

© Sebastian Kaulitzki / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Wenn der entzündete Darm auf die Lunge geht

Klinisch ist die Herausforderung bei der IgA-Nephropathie ihr variabler Verlauf. In den meisten Fällen macht sie keine großen Probleme. Bei einem Teil der Patienten verläuft sie chronisch aktiv, und einige wenige erleiden katastrophale Verläufe, die anderen, schweren Glomerulonephritiden nicht nachstehen.

© reineg / stock.adobe.com

Glomerulonephitiden

IgA-Nephropathie: Das Ziel ist die Null