Neues gewebeschonendes Verfahren bei Prostatakrebs

FRANKFURT / MAIN (cin). Für Patienten mit Prostatakarzinom gibt es nun ein neues gewebeschonendes Verfahren: Die mittels Magnetresonanztomografie (MR)-gestützte Galvanotherapie. In einer Studie haben Radiologen der Uni Frankfurt nun die Sicherheit und Effektivität der Therapie zur lokalen Kontrolle des Prostatakarzinoms belegt. Zudem konnte das prostataspezifische Antigen (PSA) reduziert werden.

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44 Patienten mit histologisch nachgewiesenem Prostatakarzinom sind mit der Galvano-Therapie von Professor Thomas J. Vogl und seinem Team von der Uni Frankfurt behandelt worden. Bei der Galvanotherapie wird mittels positiv und negativ geladener Elektroden Gleichstrom in den Tumor eingebracht.

Dafür werden unter örtlicher Betäubung zwei Platin-Elektroden durch die Gesäßmuskulatur über eine Punktionsnadel in den rechten und linken Prostataanteil eingebracht - ohne dabei Darm und Blase zu verletzen. Dies ermöglicht vor allem die Steuerung mittels MR. Die Elektroden haben direkten Kontakt zum Tumor des Patienten.

Ziel ist es, durch die eingebrachten positiv und negativ geladenen Elektroden massive Ionenwanderungen auszulösen, und durch die Veränderungen das Tumorwachstum zu hemmen. Zudem kommt im Bereich der Elektroden zur Bildung von Nekrosen oder zum lokalen Verschluss von Gefäßen, was zu einer schlechteren Versorgung des Tumors mit Sauerstoff und Nährstoffen führt.

Darstellung der in die Prostata eingebrachten Elektroden.

Ergebnisse der prospektiven Studie (Radiology, Vol. 245, 2007, 3): Die Tumorgröße konnte im Schnitt von 1,90 cm³ auf 1,12 cm³ reduziert werden (Größenreduktion um durchschnittlich 41 Prozent). Bei der Kontrolluntersuchung zwölf Monate nach der Behandlung wies ein Patient einen vollständigen Tumorrückgang, wiesen 18 Patienten einen partiellen Tumorrückgang und 23 Patienten einen unveränderten Befund auf.

Zwei Patienten hatten ein progressives Größenwachstum. Metastasen waren bei keinem Patienten nachweisbar. Alle Patienten vertrugen die Therapie gut. Es wurden bei sechs Patienten reversible Probleme beim Harnlassen und bei fünf Patienten ein vorübergehendes Taubheitsgefühl eines Beins beschrieben.

"In unserer Studie konnten wir belegen, dass dieser neue Therapieansatz eine sichere Methode zur gezielten Bekämpfung des Prostatakarzinoms darstellt. Wir können mit diesem Verfahren das betroffene Organ in seiner Funktion erhalten und gesundes Gewebe im Vergleich zu herkömmlichen Methoden gezielter vor einer Schädigung bewahren", erklärt Vogl, der das Verfahren gemeinschaftlich mit Dr. Heinz P. Mayer vom Regensburger Kompetenzzentrum für nicht operative, minimal invasive Tumortherapie entwickelt hat.

Die Studienpatienten wurden drei Mal in Intervallen von einer Woche mit dem minimal-invasiven Verfahren behandelt. Dabei wurde dem Tumor Gleichstrom in einer Gesamtmenge von maximal 350 Coulombs zugeführt. Als Kontrollparameter wurde das PSA und das Tumorvolumen drei, sechs und zwölf Monate nach der Behandlung ermittelt.

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