Selenstatus bei Europäern schlechter als in den USA

BERLIN (pe). Die große US-amerikanische Studie SELECT*, in der geprüft wurde, ob eine Selen- und/ oder Vitamin-E-Supplementation vor Prostatakarzinomen schützt, ist - wie gemeldet - gestoppt worden. Allerdings lässt sich die Situation nicht auf Europa übertragen.

Veröffentlicht:

Ein unabhängiges Komitee, das die Studiendaten und die Sicherheit der weltweit größten Prostatakrebs-Präventionsstudie regelmäßig beurteilte, hat empfohlen, die Einnahme der Studienpräparate zu beenden (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Das primäre Studienziel, eine 25-prozentige Reduktion der Prostatakrebs-Inzidenz, erscheine nicht mehr erreichbar, so die Begründung. Zudem könnten ein erhöhtes Prostatakrebs-Risiko durch die Einnahme von hoch dosiertem Vitamin E und ein erhöhtes Diabetes-Risiko durch die Selensupplementation nicht ausgeschlossen werden.

Der Nutzen der Zufuhr von Selen überwiegt.

In der vom US-National Cancer Institute finanzierten Studie, die bis zu zwölf Jahre dauern sollte, war seit 2001 bei mehr als 35 000 Männern in den USA Placebo-kontrolliert geprüft worden, inwieweit die tägliche Supplementation von 200 µg Selen und/oder 400 IE Vitamin E die Prostata-Ca- Inzidenz senkt.

Zumindest für Selen dürften die Ergebnisse nicht unreflektiert auf die Situation in Europa übertragen werden. "Verglichen mit den USA leben wir in einer Selen-Mangelsituation", so Professor Lutz Schomburg von der Charité in Berlin zur "Ärzte Zeitung". Seinen Angaben zufolge hatte in der US-amerikanischen Studie "Nutritional Prevention of Cancer" im Jahr 1996 eine erhöhte Selenzufuhr das Krebsrisiko deutlich verringert.

"Aufgrund von selenreicher Ernährung, Lebensmittelzusätzen und Selbstmedikation weisen jedoch heute nur noch wenige US-Amerikaner einen Selenstatus auf, der verbessert werden müsste. Und damit steigt die Gefahr, übersupplementiert zu werden", sagte Schomburg. Der Selenstatus in Europa sei dagegen so schlecht, dass zurzeit der Nutzen einer Supplementation ein mögliches Risiko deutlich überwiege.

In der Studie wurden 200 µg Selen pro Tag aufgenommen

Die Teilnehmer der SELECT-Studie haben 200 µg Selen pro Tag aufgenommen. Dagegen liegt die durchschnittliche Selen-Aufnahme in Europa unter 50 µg/Tag. Schomburg empfiehlt bei Erwachsenen eine Selensupplementation von etwa 200 µg alle zwei bis drei Tage ergänzend zur Ernährung. Die Supplementation könne unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Weitere Info: www.crab.org/select und www.cancer.gov/newscenter/pressreleases/SELECTQandA

*SELECT: Selenium and Vitamin E Cancer Prevention Trial

Mehr zum Thema

Onkologie

Krebsscreening: Finger weg von der Prostata?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Führen den BVKJ: Tilo Radau (l.), Hauptgeschäftsführer, und Präsident Michael Hubmann im Berliner Büro des Verbands.

© Marco Urban für die Ärzte Zeitung

Doppel-Interview

BVKJ-Spitze Hubmann und Radau: „Erst einmal die Kinder-AU abschaffen!“

Diakonie-Präsident Rüdiger Schuch.

© Rolf Schulten

Interview

Diakonie-Präsident Schuch: Ohne Pflege zu Hause kollabiert das System