Urologen feiern "Meilenstein"

Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom per Photodynamik behandelt

Erstmals haben in Deutschland Ärzte einen Patienten mit Prostatakrebs nach dem Tookad-Verfahren operiert. Die neue Behandlungsoption bewerten Urologen als "Meilenstein".

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Nach Angaben der DGU erkranken jährlich 90.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs.

Nach Angaben der DGU erkranken jährlich 90.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs.

© freshidea / stock.adobe.com

DRESDEN. Für Patienten mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom gibt es eine neue Behandlungsoption: Urologen am Universitätsklinikum Dresden haben jetzt einen Patienten mit einem solchen Karzinom außerhalb klinischer Studien minimalinvasiv nach dem Tookad-Verfahren operiert.

Der Chef der Dresdner Urologie, Professor Manfred Wirth, sprach von einem "Meilenstein der Urologie". Erstmals könnten Patienten in Deutschland mit einem Niedrig-Risiko-Prostatakarzinom auch risikoarm behandelt werden. "Das Verfahren füllt die Lücke zwischen radikaler Behandlung und aktiver Beobachtung", sagte Professor Paolo Fornara vom Universitätsklinikum Halle, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU).

Bei dem Tookad-Verfahren wird der Wirkstoff Padeliporfin (Tookad®) als Photosensibilisator in Verbindung mit Niedrigenergie-Nahinfrarotlicht, das lokal appliziert wird, eingesetzt. Die Therapie verursacht lokal den Verschluss von tumorversorgenden Gefäßen, so dass gezielt Nekrosen ausgelöst werden können. Gesundes Gewebe bleibt weitgehend verschont.

Am Weizmann-Institut entwickelt

Die Therapie wurde 2016 am israelischen Weizmann-Institut entwickelt und deren Wirksamkeit durch eine multizentrische europäische Studie mit Beteiligung der Dresdner Uniklinik bestätigt.

Der Eingriff dauert rund eineinhalb Stunden, die Laserfasern werden minimalinvasiv über den Dammbereich in die Prostata eingebracht. Aufgrund der schonenden Therapie sei es den Patienten bereits am dritten Tag nach der Op möglich, das Krankenhaus zu verlassen, teilt das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden mit.

"Anders als Patienten, bei denen die gesamte Prostata entfernt werden musste, tritt beim ‚Tookad‘-Verfahren keine Inkontinenz auf. Auch Einschränkungen bei der Potenz sind sehr selten", erklärt Wirth in der Mitteilung. "Doch bisher kann nur ein geringer Anteil aller Prostatakarzinom-Patienten – nämlich solche mit einem geringen Risiko – von der neuen Therapie profitieren. Deshalb gilt es nun, im Rahmen weiterer Studien die Anwendungsfelder der neuen Operationstechnik gegebenenfalls auszuweiten, damit perspektivisch auch Patienten, die an Prostatakarzinomen mit höherem Risiko erkrankt sind, von der neuen Methode profitieren können."

Laut DGU erkranken jährlich 90.000 Männer in Deutschland an Prostatakrebs. "Im Schnitt könnten 10 bis 15 Prozent mit guter Prognose von Tookad profitieren", schätzte Fornara. "Im Zuge weiterer Studien soll nun untersucht werden, ob die Technik auch für Prostatakarzinome mit höherem Risiko anwendbar ist", sagte Wirth.

Die Heilungschancen beim lokal begrenzten Prostatakarzinom liegen bei 90 Prozent.(eb/dpa)

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