Zu wenig bekannt

Fettleber als Krebsvorbote

Nach Ansicht der United European Gastroenterology (UEG) sollte die nichtalkoholische Fettleber (NAFLD) als Vorzeichen für ein hepatozelluläres Karzinom stärker als bisher im Bewusstsein der Gastroenterologen sein.

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:
Bei Personen mit Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom wird alle sechs Monate eine Sonografie empfohlen.

Bei Personen mit Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom wird alle sechs Monate eine Sonografie empfohlen.

© photos.com

BARCELONA. In der aktuellen europäischen Richtlinie der European Association for the Study of the Liver gilt die NAFLD wie virale Infektionen der Leber und Alkohol als Auslöser für eine Leberzirrhose, die wiederum Vorstufe für ein hepatozelluläres Karzinom sein kann (Journal of Hepatology 2012; 56: 908-943).

Neue Hinweise darauf, dass NAFLD ein Risikofaktor für die Entstehung eines Leberzellkarzinoms ist, liefern die ersten Ergebnisse der FLIP-Studie (Fatty Liver: Inhibition of Progression), die während der 47. Jahrestagung der European Association for the Study of the Liver (EASL) in Barcelona vorgestellt wurden.

Studie mit 160 Teilnehmern

An dieser internationalen Kohortenstudie, die 2010 gestartet wurde, haben 160 Patienten mit einem hepatozellulären Karzinom (HCC) teilgenommen. Die Patienten hatten außer der NAFLD, die mit Adipositas und Diabetes assoziiert ist, keine anderen chronischen Lebererkrankungen oder Risikofaktoren.

Ziel der Studie ist es, ein besseres Verständnis der Progression von Lebererkrankungen bei NAFLD-Patienten zu bekommen, um bessere Diagnosemethoden entwickeln und ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern zu können. Auch aus Deutschland nahmen Patienten an der Studie teil, und zwar von der Universitätsklinik Mainz, wo Dr. Jörn M. Schattenberg die Patienten betreut.

Im Durchschnitt waren die Patienten zu Studienbeginn etwa 70 Jahre alt. Der Anteil der Männer war viermal so hoch wie der der Frauen. Nur 45 Prozent der Patienten hatten zuvor eine reine Fettleber.

Bei 40 Prozent wurde durch eine Surveillance ein Leberzellkarzinom festgestellt, wie die Gastroenterologen um Dr. Helen Reeves aus Newcastle upon Tyne während der Tagung in Barcelona berichteten (Journal of Hepatology 2012; 56: S1-S20).

Auffallend ist nach Ansicht der Ärzte, dass in der Studie 43 Prozent der Patienten selbst ohne vorherige Zirrhose ein Leberzellkarzinom entwickelten. Diese Patienten waren älter als jene mit Leberzirrhose (mittleres Alter 73 Jahre im Vergleich zu 68 Jahren; p = 0,004).

Alle sechs Monate eine Sonografie für gefährdete Personenen empfohlen

Mit Blick auf die Parameter Geschlecht, Diabetes und Tumormerkmale unterschieden sie sich jedoch nicht von jenen der anderen Gruppe.

"Diese umfangreiche Multicenter-Studie zeigt, welch bedeutende Rolle die nichtalkoholische Fettleber als Risikofaktor bei der Entwicklung des Leberzellkarzinoms spielt", wird Professor Jean-Francois Dufour von der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin in Bern in einer Mitteilung der UEG zitiert.

Die wohl bedenklichste Erkenntnis sei die Tatsache, dass 43 Prozent dieser Fälle bei Patienten auftraten, die nicht an Leberzirrhose, chronischer Hepatitis B oder C oder Alkoholismus litten und deshalb nicht zur Zielgruppe für Leberkrebs-Vorsorgeprogramme gehören würden.

Die aktuellen Richtlinien der EASL empfehlen als angemessenste Vorsorgeuntersuchung bei allen Personen mit einem Risiko für ein hepatozelluläres Karzinom alle sechs Monate eine Sonografie.

Quelle: www.springermedizin.de

Mehr zum Thema

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen