Manche Läsion spürt nur die Kapsel-Endoskopie auf

WIESBADEN (mal). Bei bis zu 70 Prozent der Patienten mit Morbus Crohn ist auch der Dünndarm proximal des terminalen Ileums von der Erkrankung betroffen. Bei etwa 30 Prozent, so wird geschätzt, ist sogar nur der Dünndarm erkrankt. Bei der Diagnostik kann dann die Kapsel-Endoskopie weiterhelfen.

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"Die Kapsel-Endoskopie scheint bei Morbus Crohn dem konventionellen und dem CT-Enteroklysma im Aufspüren von Dünndarm-Veränderungen überlegen zu sein", hat Professor Hans-Joachim Schulz vom Krankenhaus Lichtenberg in Berlin die aktuelle Datenlage zur Kapsel-Endoskopie bei Morbus Crohn zusammengefaßt.

Der genaue diagnostische Stellenwert dieser Technik, bei der eine geschluckte Kapsel mit miniaturisierter Video-Kamera Bilder aus dem Dünndarm sendet, werde noch in Studien untersucht, so Schulz bei einem von der Falk Foundation unterstützten Symposium vor Beginn des Internisten-Kongresses in Wiesbaden.

Da die Kapseln bei Dünndarmstenosen stecken bleiben könnten, würden dabei auch "Patency"-Kapseln zur Voruntersuchung zur Durchgängigkeit des Darmes getestet, so Privatdozent Dr. Robert M. Hoffmann vom Evangelischen Krankenhaus Kalk in Köln. Das sind Kapseln ohne Optik mit extern zu detektierenden Metallteilchen, die sich nach etwa 100 Stunden, etwa bei längerem Verweilen vor Stenosen, auflösen. Selbst bei vorheriger Dünndarm-Diagnostik mit Röntgen oder MRT seien Fälle von Kapselretention beschrieben worden, so Hoffmann.

Hoffmann hat zusammen mit seinen Kollegen 14 Morbus-Crohn-Patienten mit der Kapsel-Endoskopie untersucht. Bei vier dieser Patienten, die wegen bekannter Crohn-Läsionen im Ileozökal-Bereich oder im Colon ascendens topische Steroide bekamen, entdeckten sie so im proximalen Dünndarm großflächige Aphthen, Ulcera oder Strikturen. "Bei diesen Patienten scheint die topische Therapie also nicht adäquat gewesen zu sein", so Hoffmann.

Ähnliche Erfahrungen zu therapeutischen Konsequenzen der Kapsel-Endoskopie hat auch Professor Herbert Lochs von der Charité in Berlin. Bei Patienten, die er aufgrund positiver Befunde bei der Kapsel-Endoskopie von einer topischen Therapie auf eine systemische umgestellt habe, hätten sich daraufhin auch die Beschwerden gebessert, so Lochs.

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