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Erhöhen frühe Infektionen das Zöliakie-Risiko?

Besonders wiederholte Magen-Darm-Infekte im ersten Lebensjahr erhöhen wohl das Risiko, im späteren Leben an Zöliakie zu erkranken.

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MÜNCHEN. Infektionen im frühen Kindesalter, insbesondere wiederholte Magen-Darm-Erkrankungen im ersten Lebensjahr, fördern das Risiko für eine spätere Zöliakie. Diesen Schluss ziehen Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz Zentrum München (Am J Epidemiol 2017, online 16. Juni).

Für ihre Studie hatten die Forscher um Professor Anette-Gabriele Ziegler anonymisierte Datensätze der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns von 295.420 Kindern, die in den Jahren 2005 bis 2007 geboren waren, ausgewertet. Berücksichtigt wurden ärztlich dokumentierte Infektionen von der Geburt bis zum Alter von im Mittel 8,5 Jahren. 853 Kinder entwickelten eine Gluten-Unverträglichkeit, das entspricht einem Anteil von 0,3 Prozent.

Den Studienergebnissen nach war das Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken, besonders hoch, wenn im ersten Lebensjahr Infektionen des Magen-Darm-Trakts aufgetreten waren. Zu einem geringeren Grad war ein erhöhtes Erkrankungsrisiko auch im Zusammenhang mit frühen Atemwegserkrankungen nachweisbar.

"Unsere Daten erlauben jedoch nicht den Schluss, ob die beobachteten Assoziationen kausal sind und beispielsweise auf Änderungen im Mikrobiom oder spezifischen Immunantworten beruhen", wird Studienautor Privatdozent Dr. Andreas Beyerlein in einer Mitteilung des IDF zitiert. Das erhöhte Zöliakie-Risiko stehe wohl eher in Zusammenhang mit einer dauerhaften Entzündung des Magen-Darm-Trakts im frühen Kindesalter und werde nicht durch einen spezifischen Erreger ausgelöst.

Die Forscher hatten in Studien bereits einen Zusammenhang zwischen frühkindlichen Infektionen und der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen. Das höchste Erkrankungsrisiko beobachteten sie bei Kindern mit wiederholten Atemwegsinfektionen in den ersten sechs Lebensmonaten. (eb)

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