Rifaximin lindert Beschwerden bei Reizdarm

Patienten mit Reizdarm-Syndrom, aber ohne Obstipation, können nach den Ergebnissen zweier neuer Studien von einem Therapiezyklus mit dem schlecht resorbierbaren Antibiotikum Rifaximin profitieren. Positiv wird dabei zum Beispiel der Effekt speziell auf Blähungen bewertet.

Veröffentlicht:
11.3.2011 ÄZ Online: Eine Therapie-Option bei Reizdarm ohne Obstipation kann offenbar Rifaximin sein.

11.3.2011 ÄZ Online: Eine Therapie-Option bei Reizdarm ohne Obstipation kann offenbar Rifaximin sein.

© torugo / fotolia.com

NEU-ISENBURG (mal). Für Patienten mit Reizdarm-Syndrom ohne Obstipation könnte Rifaximin zu einer neuen Option der Pharmakotherapie werden. In zwei Phase-III-Studien schnitt das schlecht resorbierbare Breitband-Antibiotikum statistisch signifikant besser ab als Placebo.

Die beiden Studien mit den Namen TARGET 1 und TARGET 2 hatten den gleichen Aufbau: Patienten mit Reizdarm-Syndrom ohne Obstipation bekamen nach einer Zufallsverteilung zwei Wochen lang täglich dreimal 550 mg Rifaximin oder Placebo. Danach wurden über weitere zehn Wochen regelmäßig Daten erhoben. Insgesamt wurde in den zwei Studien an 179 Zentren in den USA und in Kanada der Krankheitsverlauf bei 1258 Patienten dokumentiert.

Vorteil der Verum-Therapie blieb über Wochen bestehen

Primäres Studienziel war eine angemessene Linderung der Beschwerden in mindestens zwei der vier auf die Therapie folgenden Wochen. Dieses Ziel erreichten entsprechend eigener Angaben mit Rifaximin 41 und mit Placebo 32 Prozent der Studienteilnehmer. Ein Vorteil der Verum-Therapie blieb nach Angaben der Autoren dann im Vergleich zu Placebo bis zum Studienende nach zehn Wochen bestehen (NEJM 2011; 364: 22).

Effekt auf Blähungen wurde gezielt untersucht

Signifikante Unterschiede gab es auch in Hinblick auf Blähungen als Reizdarm-Symptom, dem zentralen sekundären Endpunkt der Studie: Solche Beschwerden waren für mindestens zwei der vier Wochen nach Therapie bei 40 Prozent der Patienten mit Verum und bei 30 Prozent der Patienten mit Placebo angemessen gelindert.

Rifaximin habe das Potenzial, eine willkommene Ergänzung der begrenzten Optionen von Arzneien gegen das Reizdarm-Syndrom zu werden, schreibt Professor Jan Tack von der Uni in Leuven in Belgien in einem Editorial zur Studie (NEJM 2011; 364: 81). Positiv sei etwa der speziell auf Blähungen als Reizdarm-Beschwerde dokumentierte Effekt.

In weiteren Studien sollten jetzt noch Fragen etwa zur Möglichkeit der Resistenz-Bildung geklärt werden, zur Langzeitanwendung bei Reizdarm-Syndrom, oder ob es möglich ist, eine Untergruppe von Reizdarm-Patienten zu definieren, die am ehesten von einer Rifaximin-Therapie profitiert. Solange hier Daten fehlten, hält Tack es für ratsam, das Mittel nur bei Patienten mit gesicherter bakterieller Überwucherung im Dünndarm anzuwenden oder für einen Therapiezyklus bei Reizdarm-Patienten ohne Obstipation, die auf eine der üblichen symptomatischen Therapien nicht angesprochen haben.

In Deutschland ist Rifaximin (Xifaxan®) zur Therapie bei Reisediarrhoe zugelassen.

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