Ein Zappelphilip ist auch mancher Erwachsene

MÜNCHEN (sto). Nicht nur bei Kindern, auch bei Erwachsenen ist die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) offenbar bedeutsam für die Entwicklung ihrer Persönlichkeit. Nach neuen Daten, die beim Kongreß der American Psychiatry Association (APA) in New York vorgestellt wurden, erfüllen etwa vier Prozent der Erwachsenen die Kriterien für eine persistierende ADHS.

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Zwar nehmen mit zunehmendem Alter Hyperaktivität und Impulsivität etwas ab, die Konzentrationsstörungen bleiben jedoch erhalten, wie Dr. Barbara Alm vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim berichtete. Häufig sind auch Schlaf-, Angst- oder affektive Störungen. Bei mehr als zwei Dritteln würden Impulskontrollstörungen, und bei etwa einem Drittel werde eine Substanzabhängigkeit diagnostiziert, sagte Alm bei einem Symposium des Unternehmens Lilly in München.

ADHS-Patienten können daher auch später Probleme haben, etwa im Beruf, in der Familie oder im Straßenverkehr. Häufige Kündigungen, Scheidungen, Geschwindigkeitsübertretungen, Unfälle und Führerscheinentzug können nach Alms Angaben durchaus im Zusammenhang mit ADHS stehen.

"ADHS bei Erwachsenen ist eine klinische Diagnose", sagte Alm. Dabei müssen außer den Symptomen auch Funktionsstörungen, der Beginn und der Verlauf der Krankheit in der Kindheit sowie Fremdanamnese und psychologische Untersuchungen berücksichtigt werden.

Eine Therapie sollte in Abhängigkeit vom Schweregrad der Symptome und der psychosozialen Beeinträchtigungen begonnen werden. Eine Therapie sei empfehlenswert, wenn es in einem Lebensbereich ausgeprägte oder in mehreren Bereichen leichte Beeinträchtigungen gebe.

Zusätzlich zu den bereits verfügbaren retardierten Präparaten werde voraussichtlich im ersten Quartal 2005 in Deutschland Atomoxetin (Strattera®) zur Therapie bei ADHS zugelassen, sagte Alm. Atomoxetin wirkt selektiv und blockiert den präsynaptischen Noradrenalintransport. Die Substanz wird nicht dem BTM-Gesetz unterliegen.

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