Resistenz bei neuem Botulinumtoxin A seltener?

FRANKFURT AM MAIN (nsi). Vielen Dystonie-Patienten hilft oft nur eine Therapie mit Botulinumtoxin. Die Injektionen müssen regelmäßig wiederholt werden. Jedoch entwickeln fünf bis zehn Prozent der mehrfach behandelten Patienten Antikörper gegen Botulinumtoxin und sprechen auf das Toxin nicht mehr ausreichend an. Eine neue, hochgereinigte Botulinumtoxin-A-Präparation könnte das Risiko der Antikörperbildung senken.

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Darauf hat Privatdozent Dirk Dressler aus Rostock bei einer Veranstaltung von Merz in Frankfurt am Main hingewiesen. Das Unternehmen erwartet die Zulassung des neuen Botulinumtoxin-A-Präparates in wenigen Wochen. Die Indikationen werden zervikale Dystonie und Blepharospasmus sein. Dafür hat sich die neue Arznei, die bislang NT 201 heißt, als so wirksam und verträglich erwiesen wie ein bereits erhältliches Botulinumtoxin-A-Präparat.

Der Ophthalmologe Professor Peter Roggenkämper von der Universität Bonn hat eine multizentrische Studie mit 256 Blepharospasmus-Patienten betreut. Den Teilnehmern wurde entweder NT 201 oder das schon erhältliche Botulinumtoxin A in einer Dosierung von 15 bis 80 Einheiten injiziert. Nach drei Wochen und ein zweites Mal maximal 16 Wochen nach Injektion wurden die Patienten untersucht.

Mehr als die Hälfte derer, die NT 201 erhielten, sprachen sehr gut auf das Prüfpräparat an. Knapp die Hälfte waren es bei dem bereits erhältlichen Präparat. "Die Studie hat klar belegt, daß die neue Substanz dem Kontrollmedikament nicht unterlegen ist", sagte Roggenkämper. 70 Prozent der Untersucher bewerteten die Verträglichkeit von NT 201 als sehr gut, 62 Prozent waren es beim herkömmlichen Präparat. Die Wirkung hielt bei beiden im Schnitt elf Wochen an.

Höher dosiert wird Botulinumtoxin bei der Behandlung von Patienten mit zervikaler Dystonie: Sie erhalten Injektionen von 70 bis 300 Einheiten in mehrere, an der Dystonie beteiligte Muskeln. In einer Studie hatten 420 Patienten mit Torticollis spasmodicus NT 201 oder das schon eingeführte Botulinumtoxin erhalten. Auch dabei sollten Nicht-Unterlegenheit und Verträglichkeit geprüft werden. Patienten mit zervikaler Dystonie und dominierendem rotatorischen Torticollis wurden vor der Therapie und vier Wochen nach der Injektion klinisch untersucht.

In beiden Gruppen hätten sich die Symptome der Patienten ähnlich verringert, sagte Professor Rolf Benecke von der Universität Rostock. Die Therapie-Effekte hätten durchschnittlich 110 Tage angehalten. Auch unerwünschte Wirkungen wie Schluckstörungen, Muskelschmerzen oder Muskelschwäche seien in beiden Gruppen ähnlich häufig gewesen, so der Neurologe.

Da NT 201 von Begleitproteinen weitgehend befreit sei, stünden die Chancen besser, daß Patienten seltener neutralisierende Antikörper entwickelten, die zu einem Therapieversagen führen können. Dies müsse noch in klinischen Langzeituntersuchungen belegt werden.

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