Toxin förderte Laufenlernen

HANNOVER (grue). Eine Therapie mit Botulinumtoxin A kann bei spastischen Lähmungen offenbar auch langfristig helfen. Und das Toxin kann myofasziale Schmerzen lindern. Das haben Ärzte auf dem 1. Deutschen Botulinumtoxin- Kongress in Hannover berichtet.

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Bei dem Kongress wurde über drei Kinder berichtet, bei denen die Toxin-Behandlung die motorische Entwicklung langfristig verbessert hat. Der Effekt geht vermutlich über die eigentliche Medikamentenwirkung hinaus. So lernte ein fünfjähriges Mädchen mit beinbetonter spastisch bedingter Tetraplegie durch regelmäßige Toxin-Injektionen innerhalb von eineinhalb Jahren ohne Gehhilfen zu laufen. Danach wurde das Medikament auf Wunsch der Eltern abgesetzt. Das Kind kann mehr als zwei Jahre nach der letzten Injektion weiterhin ohne Unterstützung laufen, sagte Dr. Richard Placzek von der Charité in Berlin.

Noch wenig Erfahrung gibt es zur Anwendung von Botulinumtoxin bei myofaszialen Schmerzen, zumal kontrollierte Studien fehlen. Erste Hinweise auf eine gute Wirksamkeit des Toxins bei chronischem myofaszialem Schmerzsyndrom liefert aber eine Anwendungsbeobachtung mit 335 Patienten: Bei ihnen sank die Schmerzintensität - gemessen mit einer Analogskala - nach Injektion von Botulinumtoxin innerhalb von sechs Wochen um 69 Prozent.



STICHWORT

Botulinumtoxin Typ A

Botulinumtoxin Typ A wird vor allem bei zervikaler Dystonie, Blepharospasmus, Hyperhidrose und verschiedenen spastischen Bewegungsstörungen angewandt. Auch wird das Toxin in der ästhetischen Medizin, etwa zur Faltenkorrektur genutzt.

Das Toxin hemmt die Ausschüttung von Acetylcholin und blockiert so die Impulsübertragung von Nervenzellen auf Muskeln. Nach intramuskulärer Injektion setzt die Toxinwirkung je nach Injektionsstelle nach wenigen Tagen ein, erreicht nach etwa zwei Wochen ihr Maximum und klingt nach etwa zwei bis drei Monaten langsam ab. Die Injektionen müssen deshalb bei vielen Anwendungen regelmäßig wiederholt werden. (grue)

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