Psychische Störungen zählen zu den häufigsten Krankheiten bei Kindern

20 Prozent der Kinder in Deutschland haben psychische Auffälligkeiten und weitere 10 Prozent deutlich erkennbare Störungen. Diese Kinder und Jugendlichen sind schlecht versorgt.

Von Uwe Groenewold Veröffentlicht:
Kinder mit psychischen Störungen ecken oft an und werden daher häufig von Gleichaltrigen ausgeschlossen.

Kinder mit psychischen Störungen ecken oft an und werden daher häufig von Gleichaltrigen ausgeschlossen.

© Foto: Janssen-Cilag

ADHS, Essstörungen, Ängste, Depressionen, Schizophrenie und Autismus gehören heute bei Kindern zu den am weitesten verbreiteten Erkrankungen, hat Professor Michael Schulte-Markwort vom UKE in Hamburg berichtet. Armut sei dabei von großer Bedeutung: Bei etwa 30 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus niedrigen sozialen Schichten beobachte man Verhaltensauffälligkeiten und Störungen des Sozialverhaltens, so Schulte-Markwort beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) in Hamburg. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2020 international psychische und psychosomatische Erkrankungen bei Kindern um mehr als 50 Prozent zunehmen und dann zu den fünf häufigsten Ursachen für Morbidität, Mortalität und Beeinträchtigung der Lebensqualität zählen werden.

Psychische Erkrankungen bei Erwachsenen haben ihren Ursprung in aller Regel in der Kindheit, erläuterte DGKJP-Präsident Professor Johannes Hebebrand aus Essen. Die Hälfte aller Erwachsenen mit psychischen Störungen datieren den Beginn der ersten Symptome vor das 14. Lebensjahr. Psychische Störungen und Erkrankungen behindern die soziale Integration der Kinder oder Jugendlichen. Sie bedingen hohe Fehlzeiten in der Schule und verhindern, dass ein angemessener Schulabschluss erreicht wird.

Um den Problemen besser gerecht zu werden, müsste mehr in die Prävention solcher Störungen investiert werden, forderte Hebebrand. Gleichzeitig sei eine deutliche ärztliche Unterversorgung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen zu verzeichnen. Für 18 Millionen junger Menschen gebe es nur 700 Praxen; lange Anfahrtswege und sechs Monate Wartezeiten auf Termine sind die Regel, hieß es auf dem Kongress.

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