Motorisierte Orthese bringt Kindern das Gehen bei

MÜNCHEN (wst). Ein Gehroboter unterstützt das Training von Kindern mit spastischer Zerebralparese. Mit der individuell programmierbaren Gangorthese lässt sich der physiotherapeutische Aufwand senken.

Veröffentlicht:
Unterstützung für das Gehtraining: Der Pediatric Lokomat® wird etwa bei Kindern mit Zerebralparese angewandt.

Unterstützung für das Gehtraining: Der Pediatric Lokomat® wird etwa bei Kindern mit Zerebralparese angewandt.

© Foto: Hocoma AG

Kinder mit einer bilateralen spastischen Zerebralparese benötigen vor allem im kritischen Zeitfenster für motorisches Lernen vom ersten bis zum sechsten Lebensjahr bislang ein aufwendiges Gehtraining. Daran hat Professor Florian Heinen vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München erinnert. So müssen die Kinder auf einem Laufband oft von vier bis sechs Physiotherapeuten gleichzeitig betreut werden.

Heinen und Kollegen erhoffen sich eine Verbesserung durch die aus der Erwachsenenrehabilitation übernommene robotergestützte Gangorthese Pediatric Lokomat®. Das Gerät fungiert praktisch als motorgetriebenes Außenskelett, in dem Füße, Beine und Hüfte fixiert sind. Im Prinzip könnte der Patient mit dieser Vorrichtung auf dem zugehörigen Laufband völlig passiv physiologienah "gegangen werden", so Heinen bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und Funktionelle Bildgebung in München.

Die mit Sensoren ausgestattete Vorrichtung kann allerdings so programmiert werden, dass sie einen Patienten nur bei dem unterstützt, was er nicht selbst kann. Wird das Gerät zum Beispiel für eine Schrittfolge auf eine Kniehebungshöhe von 30 cm programmiert, der Patient kann aber sein Knie bislang nur 20 cm heben, hilft der Roboter lediglich, die fehlenden 10 cm zu überwinden.

Erste Erfahrungen mit dem in Deutschland bisher nur in drei pädiatrischen Zentren verfügbaren Gehtrainingsroboter sind vielversprechend. Das gegenwärtige System kann etwa ab dem vierten Lebensjahr eingesetzt werden. Wünschenswert wäre allerdings, bereits zum Ende des zweiten Lebensjahres mit dem Training zu beginnen, so Heinen.

An seiner Klinik werden zurzeit für das vierte, fünfte und sechste Lebensjahr je drei ambulante Behandlungsblöcke vorgesehen. Ein Behandlungsblock erstreckt sich über drei Wochen mit je vier 30- bis 40-minütigen Therapieeinheiten pro Woche.Sehen Sie auch als Video: Der Lokomat in Aktion

Mehr zum Thema

Familiencoach Kinderängste der AOK

Neues Online-Selbsthilfeprogramm soll bei Ängsten entlasten

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“