Kommentar
Offene Ohren verhindern Suizide
Die Zahl erscheint auf den ersten Blick erschreckend: In jeder Schulklasse sitzen im Schnitt ein bis zwei Schüler, die bereits versucht haben, sich selbst zu töten. Doch glücklicherweise bleibt es meist bei dem Versuch. Tatsächlich töten sich nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes jährlich weniger als 5 von 10 000 Menschen unter 20 Jahren, und dieser Wert ist nur etwa halb so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Ein Suizidversuch bei jungen Menschen ist also oft ein Hilfeschrei. Ernsthafte Absichten, ihr Leben zu beenden, haben nur die wenigsten.
Dies ist aber kein Grund, Suizidgedanken von jungen Menschen zu ignorieren, ganz im Gegenteil: Wird der Hilfeschrei frühzeitig wahrgenommen, lässt sich ein Selbsttötungsversuch oder Suizid verhindern. Eindrucksvoll hat dies das Nürnberger Bündnis gegen Depression gezeigt: Während der Kampagne wurden etwa Ärzte, Lehrer und Polizisten sensibilisiert, Depressionen und Suizidabsichten zu erkennen. Die Selbstmordrate sank dabei innerhalb von zwei Jahren um ein Viertel.
Wie jetzt eine Ulmer Untersuchung ergeben hat, machen es gerade junge Menschen ihrer Umgebung leicht, Selbsttötungsabsichten zu erkennen - denn sie reden darüber. Man muss ihnen nur gut zuhören.
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