Neurologen gewinnen Zeit

Die Früherkennung machts möglich: In den nächsten Jahren könnten endlich wirkungsvolle Therapien gegen Alzheimer und Parkinson entwickelt werden, freuen sich die Neurologen. Ihre Hoffnung setzen sie in Kinder.

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Blicks in Hirn: Die Frühdiagnostik hilft immer besser bei Demenzerkrankungen.

Blicks in Hirn: Die Frühdiagnostik hilft immer besser bei Demenzerkrankungen.

© Getty Images / iStockphoto

WIESBADEN (mut). Einen sehr optimistischen Ausblick zu Therapien bei neurodegenerativen Erkrankungen gab der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) Professor Wolfgang Oertel in Wiesbaden.

"Wir sind inzwischen in der Lage, einen Morbus Parkinson 20 Jahre vor Beginn der klinischen Symptome zu erkennen", sagte Oertel zum Auftakt des diesjährigen DGN-Kongresses.

Auch bei Morbus Alzheimer sei es bald möglich, die Erkrankung Jahre im Voraus festzustellen. Dann ließen sich neue Medikamenten in frühen Stadien der Erkrankung prüfen, in denen sie wirksamer sein könnten als in den klinischen Stadien.

Früherkennung von Kindes Beinen an

"Pharmaunternehmen steigen in die Entwicklung neuer Medikamente ein, sobald ein geeigneter Marker da ist", so Oertel. Schon jetzt würden zahlreiche Substanzen geprüft.

So sei es auch als Chance zu sehen, wenn sich bereits in den Gehirnen von Kindern alzheimertypische Tau-Proteine ablagern und sich von dort aus über Jahre hinweg auf andere Teile des Gehirns auszubreiten scheinen, was kürzlich ein Team um den Anatomen Professor Heiko Braak herausgefunden hat.

"Das ist keine schlechte, sondern eine gute Nachricht", sagte Kongresspräsident Professor Albert Ludolph aus Ulm, "denn damit bleibt uns genug Zeit zu intervenieren".

Kosten sparen durch frühe Diagnostik

Ließe sich der Ausbruch einer Alzheimer-Erkrankung durch eine Therapie um etwa fünf bis zehn Jahre verschieben, dann könnte man damit etwa die Hälfte bis zwei Drittel der Kosten sparen, die für die Versorgung der Patienten nötig sind, so der Neurologe.

Deutlich trüber als die therapeutische Aussicht wurde jedoch die Versorgung neurologischer Patienten in Deutschland eingeschätzt. Zum einen führe der demografische Wandel zu stetig steigenden Zahlen neurologischer Patienten.

In der Ulmer Stroke-Unit hat sich die Zahl der Patienten binnen zehn Jahren versechsfacht. Dem stünden nicht genügend neurologische Fachärzte gegenüber.

Viele Stellen unbesetzt

Zwar sei auch die Zahl der Neurologen in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, dennoch mangele es in etwa der Hälfte der Kliniken in Deutschland an neurologischen Fachärzten, in zehn Prozent der Kliniken ist sogar ein Viertel der Neurologen-Stellen unbesetzt, ergänzte Oertel.

Daher lautet auch das Motto des Kongresses in diesem Jahr "Die Zukunft braucht Neurologen". Zum DGN-Kongress, der noch bis Samstag dauert, werden 4500 Ärzte und Wissenschaftler erwartet.

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