Bei Kindern
Antikörper deuten auf Hirnerkrankung
WITTEN. Wenn Kinder eine hohe Konzentration von Antikörpern gegen Myelin-Oligodendrozyten-Glykoprotein (MOG) im Blut zeigen, muss das nicht - wie bisher angenommen - ein Hinweis auf beginnende Multiple Sklerose (MS) sein, heißt es in einer Mitteilung der Uni Witten/Herdecke. Forscher haben gezeigt, dass Kinder mit MOG-Antikörper andere entzündliche Erkrankungen der weißen Gehirnsubstanz haben (Neurology 2017: 89; 9900-908).
Diese Entzündungen seien auch im weiteren Verlauf nicht mit einer MS assoziiert und stellten möglicherweise eine neue eigenständige Erkrankungsgruppe dar. Eine der Erkrankungen im Kindesalter, bei der sich MOG-Antikörper finden, ist die "akute demyelinisierende Enzephalomyelitis", heißt es weiter. Sie tritt häufig bei Kindern eine bis vier Wochen nach Virusinfektion auf. Die Symptome sind sehr vielfältig und reichen von Wesensveränderungen, Schläfrigkeit, Kopfschmerzen und neurologischen Zeichen wie halbseitige Lähmungen und Sehproblemen. Ältere Kinder entwickeln oft eine einseitige Optikus Neuritis.
Bisher waren MOG-Antikörper in Verbindung mit MS gebracht worden, weil in Tiermodellen zur MS die Applikation von MOG-Antikörper zu einer Verschlechterung der Symptome geführt hat.
In der prospektiven Studie mit 220 Kindern stellten die Forscher außerdem fest, dass Kinder, die anhaltende hohe MOG-Antikörper im Serum aufweisen, eine hohe Wahrscheinlichkeit haben, weitere Episoden zu entwickeln und auf die Basistherapeutika, die in der kindlichen MS verwendet werden, sehr schlecht ansprechen. Weitere Untersuchungen seien nun notwendig, um die optimale immunmodulatorische Therapie für diese Kinder mit MOG-Antikörper zu finden, so die Uni. (eb)