Baseler Forscher

Psychosen per MRT vorhersagen

Ob sich eine Psychose bei Risikopatienten anbahnt, lässt sich offenbar mittels bildgebender Verfahren bereits in einem frühen Stadium im Gehirn erkennen.

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Die Anatomie des Gehirns kann Hinweise auf das Entstehen von Psychosen liefern. Vereinfachte Darstellung der kortikalen Faltung in verschiedenen Hirnregionen.

Die Anatomie des Gehirns kann Hinweise auf das Entstehen von Psychosen liefern. Vereinfachte Darstellung der kortikalen Faltung in verschiedenen Hirnregionen.

© Universität Basel / Universitäre Psychiatrische Kliniken Basel

BASEL. Zeigen Patienten erste psychotische Störungen, ist es für Ärzte bislang schwierig abzuschätzen, ob sich daraus tatsächlich auch eine akute Psychose entwickelt. Sichere biologische Marker fehlen. Wissenschaftler der der Universität Basel und der kanadischen Western University berichten aktuell in "JAMA Psychiatry" (doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.0391) nun von einem MRT-Verfahren, mit dem sie bereits in einem frühen Stadium im Gehirn Veränderungen erkennen können, die auf eine Psychose deuten.

Hintergrund ihrer Arbeit ist die Vermutung, dass die Krankheit durch eine gestörte Kommunikation zwischen verschiedenen Gruppen von Nervenzellen verursacht wird. Ziel war es nun, solche Verbindungen bzw. Veränderungen zwischen Hirnregionen mithilfe bildgebender Techniken sichtbar zu machen, wie die Universität Basel in einer Mitteilung erläutert.

Fokus auf Hirnwindungen

Dabei fokussierten sich der Mitteilung zufolge die Forscher um den Neurowissenschaftler Dr. André Schmidt und den Psychiater Lena Palaniyappan auf die Gyri cerebri: Sie untersuchten, wie die Hirnwindungen verschiedener Areale miteinander interagieren und ob dieses Zusammenspiel bei den Risikopatienten beeinträchtigt ist. Daraus versuchten sie abzuleiten, wie präzise sich anhand der Windungskonnektivität ein Psychoserisiko vorhersagen lässt.

Sie untersuchten in der publizierten Studie eine kleine Gruppe mit 44 gesunden Kontrollpersonen, 38 Patienten mit einer ersten psychotischen Episode, sowie 79 Personen mit Verdacht auf ein erhöhtes Psychoserisiko, von denen später 16 Personen auch eine voll ausgeformte Psychose entwickelten. Die Nervenbahnen des Gehirns rekonstruierten sie anhand von MRT-Aufnahmen und Methoden der mathematischen Graphentheorie, mit der sich ein Netz aus Knotenpunkten beschreiben lässt, heißt es in der Mitteilung.

Verringerte Interaktion

Ergebnis: Im Vergleich zur gesunden Kontrollgruppe fand sich bei den Ersterkrankten und den Risikopatienten mit einer späteren Psychose eine verminderte Integration bzw. eine verstärkte Segregation der Gyri. Anhand dieses Verfahrens habe sich zudem mit über 80% Sicherheit voraussagen lassen, welche der Risikopatienten später an einer Psychose erkrankten und welche nicht, so die Universität Basel (positiver Vorhersagewert 84,47 %; Spezifität 96,58 % und Sensitivität 66,11 %).

Forschungsleiter André Schmidt folgert daraus: "Unsere Resultate weisen darauf hin, dass solche Netzwerkanalysen eine individuelle Risikoprognose verbessern können". In Längsschnittstudien mit größeren Stichproben gelte es nun, die prognostische Genauigkeit dieser Messung zu validieren. (run)

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