„Schweinehirn-Studie“

„Keine falschen Rückschlüsse ziehen!“

Aus einer aktuellen Studie mit „wiederbelebten“ Schweinehirnen lassen sich keine Rückschlüsse auf den Hirntod ziehen, betonen Neurologen.

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BERLIN. In einer kürzlich veröffentlichten Studie haben Forscher zeigen können, dass die Gehirne von Schweinen vier Stunden nach dem Tod der Tiere die Blutzirkulation wiederaufnehmen können und eine begrenzte neuronale Aktivität zeigen (Nature 2019; online 17. April). Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) bewertet die Studie in einer Mitteilung als bedeutsam; Rückschlüsse auf den Hirntod lasse sie aber nicht zu.

In der Studie des Teams um Professor Nenad Sestan von der Yale University wurden die Köpfe der Schweine nach dem Schlachten blutentleert und eine spezielle (20° kalte) Nährlösung wurde infundiert, erklärt die DGN. Die Köpfe wurden dann auf Eis präpariert.

Vier Stunden später wurden die Gehirne sechs Stunden lang mit einer Nährlösung perfundiert. Bei der Überprüfung von Nervenzellfunktionen beobachteten die Forscher eine spontane synaptische Aktivität der Neuronen, aber keine Zeichen einer globalen elektrischen Aktivität des Gehirns.

„Das Experiment ist von so hoher wissenschaftlicher Bedeutung, weil es einen ersten Hinweis darauf liefert, dass ein bis dahin intaktes Gehirn nach einem plötzlichen Ereignis, das zu Atemstillstand und Sauerstoffmangel führt, wie einem schweren Herzinfarkt oder Schlaganfall, vor dem endgültigen Untergang bewahrt werden könnte“, wird Professor Georg Gahn, Karlsruhe, Vorsitzender der Kommission Neurologische Intensivmedizin der DGN in der Mitteilung zitiert.

Die Studie habe nach Ansicht des Neurologen hingegen nichts mit der Hirntoddiagnostik zu tun und sollte nicht zu falschen Rückschlüssen verleiten. „Der Hirntod ist eine völlig andere Situation. Beim Hirntod liegt bereits eine irreversible Hirnschädigung vor, obwohl die Blutzirkulation künstlich aufrechterhalten wird und kein Sauerstoffmangel besteht“.

Die Studie untersuche aber, ob und wie ein gesundes, bis dahin ungeschädigtes Hirn eine längere Phase des Durchblutungsstillstands überwinden kann. „Die Studie darf keinesfalls so interpretiert werden, als sei es möglich, ein sterbendes oder bereits verstorbenes Gehirn zum Leben zu erwecken“, so Gahn. (eb)

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