Was begünstigt Diabetes bei Depressionen?

MÜNCHEN (wst). Nach Ergebnissen epidemiologischer Studien haben chronisch depressive Patienten ein überdurchschnittlich hohes Risiko, an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken. Wahrscheinlich sind es eher gestörte endokrine Funktionen als eine ungesunde Lebensweise, die bei Depressiven die Entwicklung der Zuckerkrankheit begünstigen.

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Schon länger sprechen Daten epidemiologischer Studien dafür, daß eine Depression ein unabhängiger Risikofaktor für die Manifestation eines Typ- 2-Diabetes ist, wie Professor Florian Holsboer vom Münchener Max-Planck-Institut für Psychiatrie berichtet hat. So habe bereits 1996 eine Studie ergeben, daß Patienten mit Depressionen im Vergleich zu gleichaltrigen Menschen ohne Depression mehr als doppelt so häufig an Typ-2-Diabetes erkranken.

Eine Erklärung hierfür könnte sein, daß Depressive erfahrungsgemäß oft wenig übrig haben für gesunde Ernährung und sportliche Aktivität. Nach neuen Untersuchungen sei der Zusammenhang aber eher auf neurobiologisch-endokrinologische Prozesse zurückzuführen, sagte Holsboer beim Symposium "Diabetes 2004" in München. So sei inzwischen gesichert, daß während einer Depression die Sekretion von Streßhormonen und besonders die Freisetzung von Cortisol ins Blut zunehme.

Gleichzeitig werde damit die Wachstumshormonsekretion gebremst. Dies wiederum begünstige eine vermehrte viszerale Fettspeicherung mit Insulinresistenz in der Folge. Zusammen mit unmittelbaren Wirkungen von Cortisol auf den Zuckerstoffwechsel könne so bei genetischer Prädisposition die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes gefördert werden, so Holsboer bei der von den Unternehmen Aventis und Bayer unterstützten Veranstaltung.

Antidepressiva normalisieren mit der Stimmungslage die Freisetzung von Streßhormon und dürften sich damit auch auf den Zuckerstoffwechsel günstig auswirken, so Holsboer. Interventionsstudien, die belegen, daß Antidepressiva tatsächlich die Manifestation von Diabetes verhindern oder bremsen, stehen aber noch aus.

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